Über den neuen Kulturrassismus und die Islamfeindlichkeit. Eine Rezension

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Mi, 11/03/2010 - 13:35 – Anna Thalhammer

Der neue Band der Reihe Soziologica wendet sich dem Thema "Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise" zu. Ein Beitrag vom Wiener Imam Tarafa Baghajati diskutiert die neuesten Wertedebatten um den Islam in Europa und Österreich.

Damals war es der schwarze Mann, der bedrohlich war und die Juden mussten einen Stern tragen, um sie als Gefahr sichtbar zu machen. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg war ein derartiger Rassismus nicht mehr salonfähig, die Diskriminierung verlagerte sich auf eine andere Ebene: der Kulturrassismus wurde geboren.

„Wir müssen aufpassen, dass die Fremden uns nicht einen Teil unserer Kultur stehlen... Wir müssen unsere Kultur bewahren“ – das sind bekannte Sätze von Rechtspopulisten.

Und besonders ins Kreuzfeuer dieser Ausländerdebatte ist der Islam gerückt, wohl aus mehreren Gründen: einerseits werden Muslime immer mehr sichtbar und der Islam scheint in vielerlei Hinsicht in Opposition zu unseren westlichen Werten zu stehen.

Weiters führte die Weltwirtschaftskrise zu wachsenden sozialen Spannungen, die die Tendenz einer Ellenbogengesellschaft nur noch verstärkten und den Druck auf Minderheiten zur Folge hat.

Ausschlaggebend sind auch Terroranschläge wie 9/11, die stellvertretend für den Islam missbraucht werden und die Welt in Angst und Schrecken versetzt haben.

Seit 9/11  fand auch der Begriff „Islamophobia“ eine weite Verbreitung, der eine feindselige Haltung gegenüber der Religion des Islam und ihren Anhängern, den Muslimen, bezeichnet. Charakteristisch für die Stützung dieser Haltung sind Vorurteile, die Bildung von Stereotypen und ein ein bewusstes Ausblenden von Tatsachen, die eine einseitige Sichtweise erschüttern könnten. Diskriminierung wird durch den Aufbau eines solchen Bedrohungsszenarios gerechtfertigt.  

Aber eigentlich ist Islamfeindlichkeit viel mehr als nur eine Angst (Phobie). Sie schlägt sich in feindseligem Verhalten nieder, das bis zu Gewalttätigkeit reichen kann. Der Hass auf Muslime ist auch aus Neid, Missgunst, Lust zur Demütigung, politischem Kalkül und vielem mehr gebaut.

Wie scheinbar einfach es gelingt, auf alten Ängsten zu fußen und neue Feindildpolitik zu betreiben, zeigt Tarafa Baghajati in seinem Beitrag „Neuer Diskurs um Islam in Europa und Österreich“ in dem Buch „Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise“ (Hrsg.: Oberlechner, Hetfleisch) an aktuellen Beispielen aus der Politik Europas und Österreichs sowie an der Wertedebatte, die damit einhergeht.

Dieses Buch stammt aus einer wissenschaftlichen Reihe und ist damit nicht unbedingt Bettlektüre. Aber durchaus spannend, wenn man gern einmal ein wenig in die Tiefe geht und dieses Thema durchdenken will.

Gut argumentiert, spannend und mit scharf!

Manfred Oberlechner/Gerhard Heffleisch (Hg.)
Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise
Braumüller, Wien, 2010

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