DEBATTE: Auseinandersetzung mit Broder

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Saturday, 10 March, 2007
DEBATTE: Auseinandersetzung mit Broder

Islamfeindlichkeit wird salonfähig

Tarafa Bagajati setzt sich mit Henryk Broder und seinem Buch auseinender.

DIE THESE: Islamfeindlichkeit zu leugnen, ist auch von einem Polemiker nicht akzeptabel.

Nun können einige meinen, es sei besser nicht zu viel über Henryk M. Broder zu reden, jenem Autor des Buches „Hurra, wir kapitulieren!“. Man mache ihn dadurch nur wichtiger als er es sei. Da aber Islamfeindlichkeit immer salonfähiger wird und sich zuletzt eine krude Allianz von Broder bis Strache bildet, ist es notwendig eine inhaltliche Auseinandersetzung zu führen. Die FPÖ umarmt in einer Aussendung und im Wiener Gemeinderat Herrn Broder und dieser gibt in einem Presseinterview den Gefallen zurück und findet an den „Jugendtorheiten“ des Herrn Strache nichts Merkwürdiges. Herr Bischof Laun hat wieder gute Laune und versäumt es nicht sich mit Broder vor seiner Abreise zu unterhalten. Alle werden von islamfeindlichen deutschen Internetseiten, allen voran „Politically Incorrect“ und „Jihad Watch“ verherrlicht. Nun wieder zum Buch:

  1. Humor, Überspitzung Polemik und Ironie können zweifelsohne ein Mittel und Ausdruck gesellschaftspolitischer Kritik sein. Satire kann aufklärerisch aber auch hetzerisch wirken. Manche Passagen von Herrn Broder habe ich lustig und sogar aufklärerisch gefunden. Was die pauschalierende Haltung zu Islam und Muslimen betrifft, sind die meisten Aussagen hetzerisch.
  2. Die Existenz der Islamfeindlichkeit bzw. Islamophobie zu leugnen ist auch von einem Polemiker nicht akzeptabel. Es sei hier auch an die offene und klare Haltung der IKG - Israelitische Kultusgemeinde während des hasserfüllten Wahlkampfs der FPÖ erinnert, aber auch an zahlreiche internationale Studien der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus (EUMC) und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSCE).
  3. Die These von Herrn Broder „alle Terroristen sind Muslime, somit muss es mit der Religion irgendwie zu tun haben“ ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Mit der gleichen Argumentation könnte eine Verbindung zwischen Irakkrieg und Christentum oder eine Verbindung zwischen dem Verhalten des israelischen Militärs in den besetzten Gebieten mit Judentum hergestellt werden, somit wäre ein Weg in Richtung „Religionskrieg“ geöffnet. Dagegen sollte mit aller Vehemenz aufgetreten werden.
  4. Die Konstruktion von Stereotypen wird von Herrn Broder durchgehend gefördert, auch das ist gesellschaftspolitisch problematisch und schädigend.
  5. In Österreich haben die Muslime einen Weg der Partizipation beschritten. Alle, teilweise berechtigten Kritikpunkte von Herrn Broder (insbesondere bezüglich Vermischung zwischen Religion und Tradition) wurden auch im offiziellen Rahmen wie zuletzt bei der Europäischen Imame-Konferenz im April 2006 behandelt und thematisiert. Einen Ausdruck der Schlusserklärung habe ich Herrn Broder persönlich in Penzing übergeben.

Dass die FPÖ sich jetzt als „Hüterin“ Herrn Broders aufspielt, passt offenbar in ihr Weltbild. Muslime als Prügelknaben zu missbrauchen ist bei ihnen schließlich nichts Neues. Dass Muslime „daham“ sind und so natürlich mitreden, wenn gegen sie polemisiert wird, daran können sie sich wohl schwer gewöhnen.

* Anmerkung: Der erste Absatz: ab die FPÖ …. Wurde in der veröffentlichten Fassung gekürzt.

Tarafa Baghajati ist Mitgründer der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen , http://www.islaminitiative.at
und Vizepräsident von ENAR, European Network against Racism www.enar-eu.org/en/

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