Aufruf zu „Kalifat“-Emigration „Verzweiflungsakt“
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Der Aufruf des Chefs der Dschihadistenmiliz IS, Abu Bakr al-Baghdadi, an die Muslime, in das von ihm ausgerufene „Kalifat“ zu emigrieren, ist ein „Verzweiflungsakt“, sagt Tarafa Baghajati, Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen (IMÖ).
Alle Muslime sollten in den „Islamischen Staat“ emigrieren „oder in ihrem Land kämpfen, wo immer das ist“, sagte al-Baghdadi in einer am Donnerstag veröffentlichten Audiobotschaft. „Es gibt keine Entschuldigung für Muslime, nicht zum ‚Islamischen Staat‘ zu wechseln“, sagte der IS-Chef in der am Donnerstag online gestellten Botschaft. Eine Beteiligung am Kampf sei eine Pflicht für jeden Muslim.
Die 35-minütige Tonaufzeichnung ist die erste von al-Baghdadi seit einem halben Jahr. Die Veröffentlichung erfolgte wenige Tage nach Medienberichten, wonach al-Baghdadi bei einem Luftangriff der von den USA angeführten Militärkoalition schwer verletzt worden sei. Die Echtheit der Audiobotschaft konnte zunächst nicht überprüft werden, die Stimme entsprach jedoch derjenigen, die in früheren Tonbotschaften al-Baghdadis zu hören war. Ein Datum der Aufzeichnung wurde nicht genannt, doch spricht der IS-Chef darin aktuelle Entwicklungen im Jemen an.
ORF/Marcus Marschalek
Tarafa Baghajati
Baghajati: IS-Kalifat „illegitim“
Als „Verzweiflungsakt“ bezeichnet Tarafa Baghajati von der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen (IMÖ) diesen Aufruf im Gespräch mit religion.ORF.at. Denn der IS habe sich in einem geografischen Sieg eingekesselt. Baghajati betont, dass der IS den Begriff „Kalifat“ missbrauche und keine muslimische Autorität weltweit das IS-Kalifat anerkenne: „Es ist theologisch nicht zu rechtfertigen und illegitim.“
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kämpft in Syrien gegen andere Aufständische sowie Regierungstruppen. Sie hat weite Teile Syriens und des benachbarten Irak unter ihre Kontrolle gebracht. Al-Baghdadi hat in Syrien ein islamisches „Kalifat“ ausgerufen und sich zu dessen Anführer erklärt.
Sogar Organisationen, die sich auf ein Kalifat berufen würden, wie die weitgehend mit Betätigungsverboten belegte islamistische Hizbut Tahrir, sähen in dem vom IS ausgerufenen Kalifat keine adäquate Form, so Baghajati, der sich ausdrücklich auch von dieser Organisation distanziert. IS versuche, eine „Missgestalt“ einer an sich aufrechten Staatsform aufzubauen.
Einsatz des Westens für Syrien nötig
Die Lösung des Problems mit dem Terror sieht Baghajati im möglichst raschen Aufbau von Alternativen für die Menschen in Syrien. Denn momentan gäbe es für Syrer nur die Wahl zwischen Syriens Präsidenten Baschar al-Assad und IS. Ohne der Beseitigung der Assad-Diktatur sei die Schaffung von Freiheit und Menschenwürde für Syrien nicht möglich, ist Baghajati überzeugt.
Die von Baghajati mitbegründete, derzeit im Aufbau befindliche Bewegung „Syria Motherland Movement“ unter der Führung des syrischen Oppositionellen Scheich Mouaz Al-Khatib sei derzeit dabei, eine unabhängige Stimme in Syrien zu etablieren - „für alle Syrer, unabhängig ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit“, wie Baghajati betont. Ziel sei es, „eine syrisch-unabhängige Stimme, die zu einer schnellen und effizienten politischen Lösung beitrage“, zu schaffen.
Reuerts/Social Media Website via Reuters TV
Abu Bakr al-Baghdadi
Der gebürtige Syrer übt Kritik an der Politik und dem Vorgehen der USA und Europas. Die starke Konzentration der Westmächte auf den Irak sei die „falsche Strategie“ - Syrien bleibe dabei auf der Strecke. Dabei sei es höchst an der Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, denn der IS sei interessiert daran, sein Gebiet auszuweiten, und Europa sei nicht weit entfernt, mahnt Baghajati. Das Ziel müsse ein Syrien ohne Assad und IS sein.
religion.ORF.at/AFP/Reuters