Christlich-muslimische Initiative: Dialog gegen Terror
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Die in Wien ansässige Plattform „Christen und Muslime“ hat zum Widerstand gegen das „erkennbare Ziel der Drahtzieher des Terrors, die Gesellschaft zu spalten und Zwietracht zwischen den Religionen zu säen“, aufgerufen.
Wer Angst schüre, Muslime und Musliminnen pauschal verdächtigt und ihnen die Religionsfreiheit aberkennen wolle, „betreibt das Geschäft der Terroristen“, heißt es in einer Aussendung am Freitag. Wichtiger denn je seien in der gegenwärtigen Situation nach den Anschlägen von Paris „Begegnung und Dialog“.
Die jüngsten Terrorakte bewegten die Plattform „Christen und Muslime“ in gemeinsamer Trauer, sie bekundet Solidarität mit den Maßnahmen zur Aufklärung und zum Schutz vor weiteren Verbrechen. „Voraussetzung für alle Reaktionen muss die Klarstellung sein, dass Christen wie Muslime das Leben achten“ heißt es weiter. „Die Terroristen hingegen missbrauchen den Islam, denn ihre Religion verbietet ausdrücklich die Tötung unschuldiger Menschen.“
Abrüstung der Worte
Dem bewaffneten Terror müsse mit einer „Abrüstung der Worte“ begegnet werden, so der Appell der Plattform. Deeskalation sei nur mit entschlossenem Bemühen um gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zu erreichen.
Dies betreffe den gemeinsamen Alltag von Christen und Muslimen wie auch die Führungsetagen von Politik und Wirtschaft. Die Begegnung mit Flüchtlingen, die sich derzeit „vor diktatorischen Regimen und dem blutigen Missbrauch des Islams in Sicherheit bringen wollen“, biete dazu eine besondere Chance.
Anstoß durch Mohammed-Karikaturen
Proponenten der 2006 infolge der Debatte um die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen gegründeten Initiative „Plattform Christen und Muslime“ haben 2014 in Wien einen gleichnamigen Verein gegründet.
Die Plattform will gegen pauschale Vorurteile und Hetze gegenüber Bevölkerungsgruppen auftreten und den Dialog sowie ein besseres Miteinander von Christen und Muslimen in Österreich unterstützen. Den im Statut vorgesehenen christlich-muslimischen Doppelvorsitz haben die evangelische Theologin Susanne Heine und der Gründer der „Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen“, Tarafa Baghajati, übernommen.
Koran trifft Bibel
Bei einer Veranstaltung der Plattform am Donnerstagabend in Wien diskutierten Heine und der muslimische Theologe Senad Kusur unter dem Titel „Koran trifft Bibel“ über die Gefahr politischer Vereinnahmung der Religion.
Einzelne Stellen aus dem Koran zu nehmen, ohne den Gesamtzusammenhang zu sehen und diese auf eigene politische Positionen anzuwenden, sei eine schwere Verfehlung gegenüber dem Glaubensanspruch des Islams, stellte Heine fest.
„Reine Wort Gottes“
Für die Muslime sei der Koran die „übernatürliche, unnachahmliche Art Gottes zu sprechen“, die an Mohammed überliefert und niedergeschrieben wurde, erläuterte Kusur. Der Koran sei das „reine Wort Gottes“. Es gebe aber vielfältige Möglichkeiten, den Koran zu interpretieren. Moderne muslimische Exegeten wollten Menschen dafür sensibilisieren, dass jede Art der Interpretation relevant sei und man mit allen respektvoll umgehen müsse.
Gefährlich sei allerdings eine politische Interpretation, die versucht, „politische Konzepte herauszulesen und in schon vorhandene politische Kontexte einzusetzen“, so Kusur. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamische Studien der Universität Wien und Imam in Tulln.
Bibel durch Menschen „vermittelt“
Die Bibel sei zunächst Zeugnis der Geschichte und werde nicht als unmittelbare Offenbarung Gottes verstanden, verdeutlichte Prof. Heine den Unterschied zwischen Koran und Bibel. „Das Christentum unterscheidet zwischen Offenbarungsereignis und Offenbarungszeugnis.“
Wenn man die Bibel als reines Wort Gottes - wie der Koran - verstehen würde, dann würde sie widersprüchlich wirken. Das Gotteswort lasse sich nicht rein erfassen, da es immer durch menschliche Worte vermittelt werden würde. „Menschen können nichts so absolut wahr verstehen, wie das Wort Gottes ist. Jedes Verstehen ist Interpretation und nicht absolut wahr“, erklärte Heine.
religion.ORF.at/KAP