„Verbot des Islam“ – Nicht hinnehmbare ungeheuerliche Entgleisung
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Über ein Verbot des Islam als solchem in Europa denkt Wolfgang Fellner in der Gratiszeitung „Österreich“ nach. Damit greift er das zentrale Menschenrecht der Religionsfreiheit offen an. Daher stellt seine Aussage eine Ungeheuerlichkeit dar und darf nicht stillschweigend übergangen werden.
Der Islam ist eine in Österreich staatlich anerkannte Religion. Ca. 600.000 Musliminnen und Muslime leben im Land, gut die Hälfte als österreichische Staatsbürger/innen. Sie werden in den zumindest geistigen Dunstkreis der Terroristen gerückt, wenn Fellner schreibt, dass sich die Grenzen zwischen dem friedlichen Islam und dem Terror im Namen des Islam immer mehr verwischten.
Diese Wahrnehmung ist auch eine Folge der Art, wie der Boulevard die Deutungshoheit über den Islam den Terroristen überlässt. Der friedliche Islam ist die Normalität, die im Blatt aber nicht oder viel zu wenig abgebildet wird. Dagegen kommt ein Wort wie „Dschihad“ nur in der missbräuchlichen Verwendung der Terroristen vor.
Die Terroristen werden sich über Fellners Wortmeldung jedenfalls freuen. Islamfeindlichkeit ist Wasser auf die Mühlen ihrer perfiden Rekrutierungspropaganda, bei der sie vor allem auf Ausgrenzungserfahrungen setzen. Fellner tut ihnen den Gefallen, über den ansonsten in der Gesellschaft ohnehin für Musliminnen und Muslime schmerzlich spürbaren Generalverdacht hinauszugehen. Indem er die Verbotsforderung in den Raum stellt, bestätigt er den Islam nur noch im Zerrbild, das die Terroristen liefern. Ist ihm klar, dass er ihren Religionsmissbrauch damit zum „Islam“ erhebt? Musliminnen und Muslime wehren sich in Geiselhaft dieser Verbrecher genommen zu werden. Dazu liefern sie u. a. über theologische Argumente auch wichtige Hilfe in der Präventionsarbeit. Diesen Stimmen Öffentlichkeit zu verschaffen, wäre ein wichtiges Mittel im Kampf gegen den Terror.
Vor allem braucht es ein Zusammenrücken in der Gesellschaft, um den Spaltungsversuchen der Extremisten gemeinsame Werte entgegenzuhalten. Religionsfreiheit gehört ebenso wie ihre Schwester Meinungs- und Redefreiheit zu diesen gemeinsamen Werten, ob wir uns nun christlich, muslimisch, jüdisch, buddhistisch oder agnostisch verstehen. Wollten demokratische Rechtssaaten ihre eigenen Prinzipien panisch über Bord werfen, dann würden sie sich zum willfährigen Instrument der Terroristen machen, denen die offene europäische Gesellschaft als Feindbild gilt.
Carla Amina Baghajati
Medienreferentin der IGGÖ