Schraube der Gewalt

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Thursday, 12 June, 2003
Schraube der Gewalt

Bekämpfen der Ursachen und nicht der Symptome

Die Sehnsucht nach Freiheit und Sicherheit und die Gewährleistung der Grundbedürfnisse zum Leben – Nahrung, sauberes Wasser, Wohnraum, Arbeit - bilden wahrscheinlich die wichtigsten Anliegen jedes Menschen. Gewalt, Terror, Besatzung und Krieg dagegen gewiss nicht. Trotzdem stehen sie mit den eingangs erwähnten Werten teilweise in einer eigenartigen Beziehung. Sie können als Folge von deren Abwesenheit ausgelöst werden und verursachen sie jedoch. Und dies kann man als Schraube der Gewalt bezeichnen.

Niemand hörte auf die Forderung des Friedensforschers Johann Galtung, nach dem 11. September nicht nur nach den Tätern, sondern auch nach den Ursachen zu suchen. Dies wurde nicht nur verabsäumt. Im Gegenteil wurden seit langem zur Lösung anstehende Probleme an Krisenherden wie Palästina, Tschetschenien, Kaschmir und bei den Uiguren in China kurzer Hand im alles überlagernden Kampf gegen Terrorismus als Gefahrenherde einbezogen und so ihrem Schicksal überlassen. Dazu kam noch der Krieg gegen den Irak und die Klassifizierung von Syrien und dem Iran als "Schurkenstaaten". All dies betraf interessanterweise nur Gegenden mit muslimischer Bevölkerung. Wer da noch am Ausbleiben von Gegenreaktionen zweifelt, leidet an Realitätsverweigerung. Dass Frieden und Freiheit nicht nur Bedürfnisse, sondern  Ergebnisse von Rahmenbedingungen und diese gewährleistender Politik sind, wird allzu oft übersehen.

Die interne Diskussion, der sich sowohl die muslimische als auch die westliche Welt über die Angemessenheit ihrer Mittel stellen muss, kann niemandem erspart werden. Vor allem: heiligt das Ziel die Mittel? Kann man weiterhin so undifferenziert vorgehen? Wo bleiben die Ethik und die Moral? Wie geht man mit Doppelmoral und  doppelten Standards um? Und gibt es so etwas wie ein Völkerrecht und die Völkergemeinschaft noch? Was ist der Unterschied zwischen Staatsterrorismus und Terrorismus? Kritische Suche nach eigenen Fehlern und Fähigkeit zu Selbstkritik ist hier angesagt.

Wie dem auch sei, erscheint als sofortiger Schritt eine sofortige Deeskalation der Gewalt immens wichtig und notwendig. Als zweiter Schritt ein ernst gemeinter Dialog ohne Berührungsängste und Vorurteile, um eine gerechte und für alle akzeptable Lösungen zu finden. Beginnen damit sollte auf jeden Fall der Stärkere. Fundamentale Rechte wie Selbstbestimmung, Verfügung über die eigenen Ressourcen, Unabhängigkeit und das Recht auf Leben in Würde sollten universell gelten und jedem garantiert werden. Die Voraussetzungen für dauerhaften Frieden sowie die Bekämpfung der Armut müssen ehrlich durch Wiedergutmachung, Umverteilung und Entschuldung angegangen werden und damit der Gewalt der Nährboden entzogen werden.

Wir erleben aber leider eine ganz andere Entwicklung, Neo- Kolonialismus, Unilateralismus, Globalisierung, Privatisierung der Gewalt, Umgehung des Völkerechtes, Präventivschläge, Umweltzerstörung sind nur einige Schlagworte dazu. Eine neue Orientierung und eine Politik der Friedenssicherung und der sozialen Gerechtigkeit auf Basis von gleichberechtigten Partnern erscheinen dagegen als das Gebot der Stunde. Ein frommer Wunsch?

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