Islam in Österreich: Ein Vorzeigemodell
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Das Gastarbeiter-Image werden die Muslime in Österreich zunehmend los. Das Ziel, endlich als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden, brachte seit 1999 Aufbruchstimmung und Engagement nach dem Motto: "Integration durch Partizipation":
Teilhabe am öffentlichen Diskurs durch Medienpräsenz;
Zivilgesellschaftliches Auftreten in der NGO-Szene und in der Friedensbewegung;
Politische Partizipation, nicht nur als Zuschauer, sondern als Gesprächspartner und Mitwirkende im Entscheidungsprozess;
Interreligiöser Dialog: auch Projektarbeit und nicht nur "Schmusestunden";
Innermuslimische Zusammenarbeit und Überbrückung der ethnischen und kulturellen Differenzen durch die Eigendefinition als "österreichische Muslime".
Dies spiegelt sich auch im Vereinsleben wider, etwa bei der Entwicklung der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ), wo Mädchen und Burschen gemeinsam ihre Schritte abstimmen und Frauen als Führungspersönlichkeiten keine Seltenheit sind. Oder auch bei der Gründung des Forum Muslimische Frauen Österreich, das nicht müde wird, auch heikle Bereiche wie Gewalt in der Familie, Zwangsehe, weibliche Genitalverstümmelung zu thematisieren und in der Regel auch nichtmuslimische Vortragende einladen.
Die Imame-Konferenzen in Graz 2003 und in Wien 2005 sowie 2006 brachten richtungweisende Leitlinien für die Entwicklung der Muslime in Europa und stellten die Kompatibilität des Islam mit den Werten von Demokratie, Pluralismus, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit in den Vordergrund.
Solche Ergebnisse fallen nicht einfach in den Schoß, sondern sind das Ergebnis konsequenter Anstrengung und hauptsächlich ehrenamtlicher Arbeit. Ist somit alles erledigt? Rosen streuen und Vorhang zu? Nein! Wir sind noch am Anfang.
Klar gibt es viele Barrieren, insbesondere sture Traditionen und verfestigte Dogmen, die von innen für Irritierung sorgen. Ein konvertierter Österreicher erschreckt alle mit einer Bombenattrappe vor dem MJÖ-Büro. Ein junger Muslim der zweiten Generation will den Musliminnen Wahlen und Musik verbieten.
Auch von außen haben sich in den vergangenen zwei Monaten krude Allianzen gegen die positive Entwicklung gebildet. Auf einmal argumentieren selbst ernannte linke Philozionisten auf Punkt und Komma genauso, wie die rechtspopulistische FPÖ; christlich-fundamentalistische Journalisten sorgen mit nachweislich falschen Übersetzungen und verdrehten Zitaten für Unruhe. Ein als Sektierer bekannter Oberösterreicher gründet eine Pseudoinstitution und giert mit schrägen Behauptungen nach Öffentlichkeit.
Trotzdem ist Gelassenheit gefragt. Wofür Österreich überall beneidet wird, sollte allmählich auch in Österreich Anerkennung finden.
Tarafa Baghajati ist Vizepräsident des European Network against Racism und Mitgründer der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen.