Es wird eng für die Amerikaner im Irak
Diese Homepage wurde mit einem neuem CMS aufgesetzt und befindet sich daher in Arbeit ...
Spätestens, wenn die schiitische Bevölkerung ihre Zurückhaltung gegenüber den Besatzungsmächten ablegte, könnte es ziemlich eng für die US-Verwaltung im Irak werden. Egal, wie man die Dinge sieht, steht seit Beginn dieser Woche fest, dass eben dieser Fall jetzt eingetreten ist. Dass auf der Homepage der "Coalition Provisional Authority" bis zum Eintippen dieser Zeilen kein Wort von den Ereignissen in Bagdad steht, ist ein Zeichen der Ratlosigkeit. Dass am 5. April irakische Ziele aus der Luft durch die USA bombardiert wurden, zeigt, dass ein Kriegsende noch nicht eingetreten ist. Wurden bisherige Anschläge auf ausländische Terroristen zurückgeführt, schaut es im Moment anders aus. Das Phantom al-Qaida im Irak wird durch einen neuen Faktor namens Moktada al-Sadr ersetzt.
Er forderte seine Anhänger zu "zielführenderen Aktionen als bloßen Demonstrationen" auf. Dass US-Zivilverwalter Paul Bremer einen Haftbefehl gegen ihn erteilte, wird seine Popularität nur noch steigern. Auch Ayatollah al-Sistani griff al-Sadr mit keinem Wort an, sondern rief lediglich alle Iraker zur Bewahrung der Ruhe auf. Sympathie und Unterstützung sind dem jungen al-Sadr gerade nach dem Haftbefehl sicher. So wie er sich derzeit in der Kufa-Moschee verschanzt, wird sein Ruf bald von einem nicht ernst zu nehmenden jungen populistischen Prediger zu einem Rebell wechseln, der den Besatzern die Stirn bietet. Ein Militärsturm auf die Kufa-Moschee würde einen Jetzt-erst-recht-Effekt hervorrufen.
In dieser Situation haben die USA Schwierigkeiten bei der Argumentation. Die Aufständischen als Restposten Saddam Husseins zu bezeichnen, wird nicht durchgehen. Bekanntlich haben ja gerade die Schiiten unter der Tyrannei des Saddam-Regimes gelitten. Die al-Qaida-Nähe ins Spiel zu bringen, kommt auch nicht in Frage. Bekanntlich hegt die salafitische Richtung, in der Osama bin Laden wurzelt, nicht nur generell eine tiefe Antipathie gegen Schiiten, sondern spricht ihnen in vielen Schriften sogar die Religionszugehörigkeit ab. Das Blut tausender Hasara-Schiiten in Afghanistan, die durch die Taliban ermordet wurden, ist in den Köpfen der schiitischen Gelehrten noch nicht getrocknet.
Die Amerikaner müssen erkennen, dass die Methode des Faustschlages nur zu Eskalation und Rachegefühlen führt. Lediglich eine sofortige Übergabe der provisorischen Verwaltung an die UNO und eine reelle Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und der Infrastruktur kann das Schlimmste verhindern.