Psychotherapeutische Dimensionen des Islam
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Psychotherapeutische Dimensionen des Islam
eine Workshop-Tagung am 28./29. Mai 2010
Veranstaltet vom Grazer Arbeitskreis für Psychoanalyse, in Kooperation mit der URANIA Graz
Theorien über „Objekt-Beziehungen“ spielen in den unterschiedlichen Zweigen moderner Psychoanalyse eine wichtige Rolle. Allgemein werden sie als „Verinnerlichungen von Beziehungserfahrungen“ verstanden, die das Erleben eines Menschen prägen. In therapeutischen Kontexten gilt es, Objekt-Beziehungen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Objekt-Beziehungs-Theorie ermöglicht aber auch ein neues Verständnis des monotheistischen Islam: Gott begegnet dem Gläubigen im Islam über den Koran - und mithin über das, was dieser konstituiert. Und das ist ein Erleben, das dadurch gekennzeichnet ist, dass ein - letztlich ungreifbares, aber die HörerIn oder LeserIn ansprechendes - Gegenüber permanent zwischen atmosphärerischer Erfahrung, für die u.a. die Poesie des Koran sorgt, und begrifflicher Vergegenständlichung (die mit der Benennung dieses Gegenüber als Allah einhergeht) hin und her changiert. Womit sich Gott als ein Inneres Objekt etablieren kann, das, wie für Innere Objekte typisch, Erlebens- Spur und zugleich sprachliche Abstraktion ist.
Damit wird die islamische religiöse Tradition als Versuch denkbar, ein bestimmtes Konzept von „Objekt-Beziehung“ zu kultivieren. Dies gibt ihr eine therapeutische Dimension - und eröffnet ihr Berührungspunkte hin zur Psychoanalyse und allgemein zur Psychotherapie. Diese Berührungspunkte will die Workshop-Tagung des Grazer Arbeitskreises für Psychoanalyse aufgreifen: Im Zuge von drei Vorträgen und einer Podiums-Diskussion soll herausgearbeitet werden,
- wie die psychotherapeutischen Tradition der Islamischen Kultur generell aussieht,
- welche Schnittstellen sich zwischen Psychoanalyse und - sufistischer - islamischer Tradition herausarbeiten lassen,
- welche psychotherapeutischen Dimensionen die koranische Botschaft und deren sufistische Auslegung explizit zu bieten hat, und
- welche Begegnungen zwischen Psychotherapie und speziell Psychoanalyse auf der einen Seite sowie islamischer Kultur und islamischen therapeutischen Dimensionen auf der anderen heute bereits stattfinden.
Die Workshop-Tagung hat vor allem das Ziel, Neugier und Interesse für diese bislang so gut wie überhaupt nicht beachteten Zusammenhänge zu wecken, auf deren Basis sich ein kultureller Austausch zwischen Orient und Okzident auf einer praktischen Kultur- Ebene realisieren lässt.
Nämlich auf einer praktischen Kultur-Ebene, die nicht einer „Identitäts-Logik“, sondern einem Differenz-Denken verpflichtet ist, das sich dem Anderen nähert, ohne es zu vereinnahmen, noch ohne es für „radikal anders“ zu (v)erklären. Freilich bestehen zwischen islamischer und psychoanalytischer Tradition auch Differenzen, die nicht „eingeebnet“ sondern diskursiv behandelt werden können. So geht es unter anderem auch um die Frage, inwieweit Freuds Religionskritik eine Objekt-Beziehungs-Theorie impliziert, die die Fähigkeit, sich mit dem Realen von aggressiven und sexuellen Triebwünschen auseinander zu setzen, einfordert.
Tagungsprogramm:
Freitag, 28.5.2010
18.30
Eröffnung: Psychoanalyse und Islam - Schnittstellen, Divergenzen, Diskussionen. ein überblick.
19.00
Prof. Dr. Rüdiger Lohlker, Institut für Orientalistik, Wien: Die (psycho-)therapeutischen Traditionen des islamischen Kulturkreises.
Vortrag und Diskussion
Samstag, 29.5.2010
9.00 Mag. Christian eigner, Grazer Arbeitskreis für Psychoanalyse, Graz:
„Objekte der Herzlichkeit“: Psychoanalytische und islamische Praktiken zur
Genese und Pflege nährender Beziehungen. ein übersetzungs- Versuch.
Vortrag und Diskussion
10.30
Prof. Dr. Elsayed Elshahed, islamisches Zentrum Wien / Al-Azhar Universität, Kairo:
Sufi -traditionen des Heilens
Vortrag und Diskussion
12.30-14.00
Amina Baghajati (islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich, Wien),
Univ.Doz. Dr. Hannes D. Galter (Urania Graz bzw. Institut für alte Geschichte und Altertumskunde, Universität Graz),
FH-Prof. mag. Dr. Klaus Posch (Grazer Arbeitskreis für Psychoanalyse und FH-JOANNEUM, Graz),
mag. uta Wedam (Verein ZEBRA, Graz):
Islam und Psychotherapie, eine Kultur-Begegnung mit Zukunft
Podiums- und Publikums-Diskussion