Hennefeld: Selbstverständliches Recht, Minarette in Österreich zu errichten
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Podiumsdiskussion über die religiöse Toleranz und ihr Ende
Wien (epd Ö) - "Endet die religiöse Toleranz beim Minarett?", haben sich die Diskutanten einer Podiumsdiskussion am Freitag, 10. September, im Albert Schweitzer Haus in Wien gefragt. Die derzeitige öffentliche Auseinandersetzung um Moscheen und Minarette stehe "stellvertretend für fundamentale Fragen des Selbstverständnisses des multinationalen und multireligiösen Raumes Europa", hieß es in der Einladung zu der Veranstaltung. Unbestritten sei die freie Religionsausübung als ein Grundrecht der Demokratie bisher in Europa gewesen. Es stehe darüber hinaus aber fest, dass die sozialen und politischen Probleme, vor denen die Welt und Europa stehen, ohne Toleranz und Empathie nicht bewältigt werden können.
"Selbstverständlich haben die MuslimInnen das Recht, Minarette zu errichten, so wie das für ChristInnen und ihre Kirchtürme auch gilt", sagte der Landessuperintendent der Reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld. Dies müsse selbstverständlich im Rahmen der Bauordnung geschehen. "Die Diskussion um die Moscheen und Minarette ist aber nur eine Stellvertreterdiskussion. In Wahrheit geht es um Bürger erster, zweiter und dritter Klasse und die Frage einer so genannten Leitkultur für das so genannte christliche Abendland". Dieser Anspruch auf Vorherrschaft sei nicht zu akzeptieren, "der Bau von Minaretten sollte selbstverständlich sein".
Mehrheit diktiert einer Minderheit, was erlaubt ist
Es gebe eine Mehrheit, die einer Minderheit diktiere, was sie tun darf und was nicht, "wir sprechen nicht auf einer Augenhöhe miteinander", sagte Tarafa Baghajati, Obmann der "Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen". MuslimInnen bräuchten keine Minarette um das Gebet verrichten zu können, "aber das ist hier nicht die Frage. Hier geht es um die Verhinderung der Sichtbarkeit einer Weltreligion." Baghajati wies darauf hin, dass Islamfeindlichkeit keine Fremdenfeindlichkeit sei, "denn wir sind keine Fremden. Islamfeindlichkeit ist kultureller Rassismus."
"Nach dem Zusammenbruch des Kolonialismus hat Europa sich fundamental gewandelt", betonte der katholische Theologe Petrus Bsteh. Für die religiöse Freiheit zu arbeiten könne nur gemeinsam geschafft werden, "durch die Weltgemeinschaft". Dabei dürfe keine Angst vor der Last der Vergangenheit herrschen. "Es gibt so viel, das nur von den Religionen geleistet werden kann." Ein Ansatz sei das Gebet, denn das Gebet eine die monotheistischen Weltreligionen: "Im Gebet stehen wir vor Gott und nehmen Gottes Wort in Ehrfurcht an." Dies sei ein Punkt, von dem aus man Recht, Frieden und Heil in die Welt bringen könne. "Wer definiert, was MuslimInnen sollen in diesem Land?", fragte Walter Baier, Koordinator von "transform!Europe". Es gebe nur zwei Alternativen: "Sich einzuigeln in eine Festung und die Grundrechte einzuschränken oder andererseits einen globalen Diskurs unserer Probleme einzuführen." Europa sei ein multinationaler, multikultureller und multireligiöser Raum, "also geht es um kulturelle Rechte wie etwa die Religionen oder die kulturelle Selbstverwaltung. Dies schließt das Recht auf die eigene Sprache ein."
Moderiert haben die Veranstaltung die evangelische Pfarrerin Margit Leuthold und Peter Fleissner, Präsident von "transform!at".