Veranstaltung Katholische Aktion: Manifest zur Zivilcourage

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Wednesday, 3 November, 2010
Veranstaltung Katholische Aktion: Manifest zur Zivilcourage

Nach der Auftaktveranstaltung von "Projekt Zivilcourage" im Parlament folgt am 5. November ein Praxistag mit Workshops und Zeitzeugengesprächen 03.11.2010

Wien, 03.11.2010 (KAP) "Zivilcourage ist der Mut, einzugreifen statt wegzuschauen" - so ein "Manifest zur Zivilcourage", das die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) Dienstagnachmittag im Rahmen der Auftaktveranstaltung von "Projekt Zivilcourage - Aufruf zu einer neuen Solidarität" im Parlament präsentiert hat. "Zivilcourage ist gelebte Demokratie. Zivilcourage muss sich an ihrer Absicht messen lassen. Zivilcourage ist die Freiheit des Widerstands", wird in dem Papier weiter festgehalten. Nach den Vorträgen und der Podiumsdiskussion von Dienstag findet im Zuge von "Projekt Zivilcourage" am kommenden Freitag, 5. November, ein Praxistag zum Thema statt.

"Wo immer ein Mitmensch herabgesetzt oder gemobbt wird, wo politischen Gegner, Andersgläubige, Migranten oder Frauen verunglimpft werden, erfordert es Zivilcourage, dem eigenen Gewissen zu folgen und Stellung zu nehmen", heißt es im Manifest. Dieser persönliche Mut zum Risiko stifte Solidarität und fördere ein Klima der Menschenfreundlichkeit in der Gesellschaft.

Bürger dürften sich nicht darauf beschränken lassen, alle fünf Jahre zu wählen: "Wenn das Volk der Souverän ist, darf es die Politik nicht unbesehen seinen Mandataren überlassen", so das Papier: "Zivilcourage ist der Mut zur Einmischung, wo die Politik Solidarität missachtet und Menschenrechte verletzt." Medien, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind, könnten wichtige Partner für Zivilcourage sein.

Weiters heißt es im Manifest, auch Populisten und Hassprediger würden couragiert auftreten; Mut allein genüge nicht: "Zivilcourage verdient ihren Namen nur, wenn sie das Ziel hat, Menschen zu schützen, gemeinsame Lösungen zu suchen, Feindschaften abzubauen und Frieden zu stiften." Zivilcourage versuche, soziale Zerfallserscheinungen entgegenzutreten und aktiv für eine neue Solidarität Beispiel zu geben.

"Zivilcourage kann man lernen, wenn Familien, Schulen, Kirchen dem Gewissen mehr zutrauen als dem Gehorsam", wird erklärt. Die Bibel sei - richtig gelesen - ein "Buch des Widerstands und der Zivilcourage". Das verbinde Christen zur Zusammenarbeit mit allen, die für die Freiheit des Gewissens einträten, "Gleichgültigkeit und Resignation hinter sich lassen und den Menschen ohne Ansehen der Person ihr Herz zuwenden".

Interreligiöse Dialoge und Projekte

Vor der Präsentation des Manifests diskutierten Hagar Hussein von der Muslimischen Jugend Österreich, Sonja Prlic von der Künstlergruppe "gold extra", Ilja Sichrovsky, Mitorganisator und Generalsekretär der "Muslim-Jewish Conference" und Ursula Struppe, Leiterin der Wiener Magistratsabteilung für Integration und Diversität, sowie der Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich, Matthias Zauner, zu "Zivilcourage leben - Projekte und Erfahrungen". Einig waren sich die Diskutanten, dass es einen stärkeren interreligiösen Dialog auf Augenhöhe brauche und dieser auch in "interreligiöse Projekte" übergehen müsse.

Oft wendeten Menschen Stereotypen und Vorurteile über den jeweils "Anderen" nicht bewusst an, sondern nur aufgrund "mangelnder Alternative: Sie bezögen sich sozusagen auf Sekundärliteratur, wenn sie z.B. "noch nie im Leben einem Juden begegnet sind", führte Sichrovsky an. Aus diesem Grund müssten Jugendlichen entsprechende Möglichkeiten zum persönlichen Austausch geboten werden.

In diesem Zusammenhang hob Sichrovsky auch die Relevanz von Neuen Medien hervor: So ließen sich Jugendliche z. B. leichter über Facebook, Twitter und Co. erreichen. Jugendliche seien an einem Austausch sehr interessiert, betonte auch Zauner. Generell meinte er: "Solange wir uns als Christ und Jude oder als Jude und Muslime sehen anstatt als Mensch und Mensch - bzw. Freund -, solange haben wir noch nicht genug gelernt."

Sichrovsky ortete weiters eine "Panik vor dem Verlust der eigenen Identität" als ein generelles Problem in Europa, so auch mit Blick auf Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilte. Hussein meinte, oft resultiere Aggression gegen Muslime aus der Unsicherheit in der eigenen Religion bzw. - in der Folge - aus der Aggression gegen die eigene Kirche. Weiters erklärte die österreichische Muslimin, Integration sei nicht allein Sache des künftig Integrierten: "Die Mehrheitsgesellschaft muss auch integrieren lassen", so Hussein.

Für mehr gelebte menschliche Solidarität sprach sich auch Struppe aus: Sie appellierte für persönliche Begegnungen statt Vorurteile. Wien z. B. sei eine Zuwanderungsstadt, Menschen müssten sich dessen bewusst werden und Vielfalt als Potenzial sehen. Und sie regte an, eine gemeinsame Zukunftsvision in den Mittelpunkt zu stellen; eine solche verbinde. Auch Prlic wünschte sich, dass sich niemand mehr für seine Herkunft rechtfertigen müsse.

Workshops und Gesprächskreise

Weiter geht "Projekt Zivilcourage - Aufruf zu einer neuen Solidarität" am 5. November im Wiener Otto-Mauer-Zentrum. Nach der Eröffnung durch KAVÖ-Präsidentin Magda Krön und KHJÖ-Vorsitzender Thomas Würthinger um 15 Uhr starten die Workshops: "Argumentationen gegen Stammtischparolen" ist das Thema von Angelika Rainer und Dominik Farthofer, Referenten der Katholischen Jugend Österreichs; Theaterpädagogin Lisa Kolb-Mzalouet lädt zum "Forumtheater". "Deeskalationsstrategien" erarbeitet Monika Scheweck von der Katholischen Jugend/Jungschar sowie dem Referat für ethnische Gruppen der Diözese Eisenstadt mit den Interessierten.

Ab 17.30 Uhr folgen Gesprächskreise mit Zeitzeugen unter dem Titel "Zivilcourage konkret": In diesem Rahmen spricht die 1944 geborene Ruth Steiner, Christin mit jüdischer Herkunft, zum Thema "Erfahrungen einer vertriebenen Generation". Der 1928 geborene frühere Generalsekretär der Katholischen Aktion Salzburg, Peter Krön, hält einen Vortrag zu "Von der Hitlerjugend zu den Jesuiten - und andere Widersprüche". "Wie die Fremde Heimat wird" berichtet anschließend der Vizepräsident des "European Network against Racism", Tarafa Baghajati. Der 1961 in Syrien Geborene ist auch Gründungsmitglied der "Initiative österreichischer Muslime".

Schließlich hält der Theologe Ottmar Fuchs von der Universität Tübingen einen Vortrag mit dem Titel "Zivilcourage im Konflikt - Christliche Ressourcen gegen die Resignation". Den Abschluss bildet ein "Politisches Nachtgebet".

"Projekt Zivilcourage - Aufruf zu einer neuen Solidarität" wird von der KAÖ und dem Parlament gemeinsam veranstaltet; organisiert hat die Veranstaltung der Katholische Akademikerverband Österreichs in Zusammenarbeit mit der Katholischen Jugend und der Katholischen Hochschuljugend. (Infos: www.kaoe.at )