9. Nov. 2010: Podiumsdiskussion RELIGION + KRIEG - Themenreihe des Aktionsradius Wien
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Dienstag, 09. November
ISLAM – ZWISCHEN RELIGION UND POLITIK
EINE TÜRKISCHE SELBSTBEFRAGUNG
Information & Diskussion
In Europa geht die Angst vor einer „schleichenden Islamisierung“ um. Sind Skepsis und Sorge berechtigt? Inwieweit sind orientalische Tradition und westliche Werte vereinbar? Steht der Koran im Widerspruch zum modernen Rechtsstaat? Wird der Islam als Religion durch konservative Kräfte politisch vereinnahmt? Und gibt es ökonomische Kräfte, die hier im Hintergrund mitwirken? Diese und andere Fragen behandelt die Diskussion mit Carla Amina Baghajati (Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, www.derislam.at), Efgani Dönmez (grüner Bundesrat mit türkischen Wurzeln, www.efganidoenmez.blogspot.com). DI Birol Kilic (Verein Türkische Gemeinde in Österreich – Brückenbauen, www.turkischegemeinde.at). Moderation: Mag. Georgia Meinhart (Journalistin, Die Presse). Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: frei
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11
RELIGION + KRIEG
"DER WIRKLICHE DIALOG DER RELIGIONEN BESTEHT DARIN, DEN GEDANKEN ANZUNEHMEN,
DASS DER ANDERE EINE WAHRHEIT INNEHAT, AN DER ES MIR SELBST MANGELT."
(Pierre Claverie, Bischof von Oran in Algerien, 1996 ermordet)
Beim Philosophicum in Lech mit dem Thema „Nachdenken über den Krieg“ stach ein Vortrag mit dem Untertitel „Formen heiliger Militanz in Vergangenheit und Gegenwart“ besonders hervor. Erstens wegen des Inhalts, zweitens wegen des provokanten Titels, drittens wegen der Persönlichkeit des Vortragenden. Der Vortragende hieß Adolf Holl, und sein Haupttitel lautete: RELIGION IST KRIEG. Holl, der Dissident des Katholizismus, arbeitete heraus, dass gerade die so genannten Abrahamsreligionen, ihre christliche, muslimische und jüdische Richtung, eine gefährliche strukturelle religiöse Militanz pflegen. Die meinungsbildenden westlichen Medien schreiben diese Militanz einseitig der muslimischen Richtung zu. Die FREIE UNI AUGARTENSTADT lädt zur Diskussion ein: Berechtigen Entwicklungen im Islam zu dieser asymmetrischen Wahrnehmung? Muss mensch im Nahen Osten erst auf eine Säkularisierung der jüdischen und palästinensischen Gesellschaft warten, bevor ein zivilisiertes Zusammenleben der Völker möglich ist? Ist Säkularisierung eine „gesetzmäßige“ Entwicklung? Ist sie überhaupt erstrebenswert? Bedroht nicht gerade die Kriegsvorbereitung gegen die „Atommacht“ Iran den Prozess der Abwendung der Jugend des Landes, die die Hoffnung auf einen Sieg der Zivilgesellschaft verkörpert, von den Dogmen der Theokratie? Und wie ist das in Wien, der Metropole der TaufscheinkatholikInnen: Wenn die Menschen aufhören, an Gott zu glauben, glauben sie dann nicht vielmehr an Alles statt an Nichts? Und macht sie das resistenter gegen die Bereitschaft, sich praktisch oder mental an Kriegen gegen „das Fremde“ zu beteiligen? Das Ausgangsstatement, Holls irritierende Identifizierung von Krieg und Religion, hat den Impuls für diese Reihe gegeben; der Impulsgeber, eben 80 geworden, wird am Ende des Themenmonats darauf zurückkommen. Wie konnte es soweit kommen, dass ein kontroversielles Diktum wie „Religion ist Frieden“ heute wie eine sinnentleerte Floskel (vergleichbar mit «Grüß Gott») oder wie der Titel eines blasphemischen Satiriker-Programms anmutet?
Dienstag, 02. November
ONESTATE EMBASSY VIENNA
EINE ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHE ZUKUNFTSVISION
Projektvorstellung, Performance und Ausstellung
OneState (aka Israel/Palästina) eröffnete im Juni 2009 seine erste Botschaft in Wien. In jener Stadt also, in der sich die Herrscher der Monarchie selbst als "König von Jerusalem" betitelten, und in der die Idee für einen jüdischen Staat entwickelt wurde. Aber auch in der Stadt des Holocaust, in der noch heute Antisemitismus und Islamophobie um die höheren Popularitätswerte wetteifern. OneState Embassy in Wien wurde zum ersten Botschaftssitz, um OneState weltweit zu repräsentieren. Die Botschaft initiiert Veranstaltungen, lädt internationale Gäste ein, baut diplomatische Beziehungen auf und entwickelt Infrastruktur und Netzwerke für die globale Vertretung von OneState. Im November wird die OneState Embassy eine Ausstellung im Aktionsradius Wien präsentieren (www.onestate-embassy.net).
Am 2. November laden die beiden Botschafter Tal Adler und Osama Zatar zu einer Diplomatischen Performance im Rahmen der Ausstellungseröffnung, die gleichzeitig auch den Themenmonat des Aktionsradius Wien eröffnet: Religion und Krieg.
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: frei
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11
Mittwoch, 03. November
JUDEN, CHRISTEN UND MUSLIME
INTERKULTURELLER DIALOG IN ALTEN SCHRIFTEN
Eine Führung in der Österreichischen Nationalbibliothek
Die Geschichte der vergangenen 2000 Jahre ist eine Geschichte religiöser Konflikte, der Kämpfe um die Herrschaft des „eigenen“ Gottes gegen die Götter der Fremden. Wie Sex and Crime in der Belletristik, so bringen im Sachbuchgeschäft die Schlachten die „Quoten“. Darum werden Konflikte überbewertet, während die Dokumentationen des interreligiösen Dialogs oder die selbstverständliche Nachbarschaft verschiedener Religionen wenig Aufmerksamkeit erregen. Doch es gab im Mittelalter auf allen Seiten Kräfte, die nach sachlicher Erkenntnis strebten und Respekt vor dem Wissen und der Spiritualität der „fremden“ Religion hatten. Die klügsten von ihnen nahmen jene Definition des Dialogs vorweg, die Pierre Claverie, der 1996 ermordete Bischof von Oran in Algerien, wählte: „Der wirkliche Dialog der Religionen besteht darin, den Gedanken anzunehmen, dass der Andere eine Wahrheit innehat, an der es mir selber mangelt.“
Treffpunkt: 16.45 Uhr, Österr. Nationabibliothek - Prunksaalkasse | 1010 Wien, Josefsplatz 1
Dauer: bis 18.00 Uhr; Eintritt: 8 Euro
Dienstag, 09. November
ISLAM – ZWISCHEN RELIGION UND POLITIK
EINE TÜRKISCHE SELBSTBEFRAGUNG
Information & Diskussion
In Europa geht die Angst vor einer „schleichenden Islamisierung“ um. Sind Skepsis und Sorge berechtigt? Inwieweit sind orientalische Tradition und westliche Werte vereinbar? Steht der Koran im Widerspruch zum modernen Rechtsstaat? Wird der Islam als Religion durch konservative Kräfte politisch vereinnahmt? Und gibt es ökonomische Kräfte, die hier im Hintergrund mitwirken? Diese und andere Fragen behandelt die Diskussion mit Carla Amina Baghajati (Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, www.derislam.at), Efgani Dönmez (grüner Bundesrat mit türkischen Wurzeln, www.efganidoenmez.blogspot.com). DI Birol Kilic (Verein Türkische Gemeinde in Österreich – Brückenbauen, www.turkischegemeinde.at). Moderation: Mag. Georgia Meinhart (Journalistin, Die Presse). Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: frei
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11
Montag, 15. November
DEFAMATION
ÜBER DEN GRENZBEREICH VON ANTIZIONISMUS UND ANTISEMITISMUS
Filmdokumentation & Diskussion
Der israelische Regisseur Yoav Shamir begibt sich mit seiner Dokumentation "Defamation" (Erscheinungsjahr 2009, Länge: 93 Minuten, Regie: Yoav Shamir, www.defamation-thefilm.com) auf die Suche nach den modernsten Erscheinungsformen des "ältesten Hasses", und versucht herauszufinden, in welcher Form Antisemitismus heute, zwei Generationen nach dem Holocaust, vorzufinden ist. Der Film stellt unsere Ansichten und Terminologie in Frage, wenn ein Vorfall von einigen als antisemitisch beschrieben wird und von anderen als legitime Kritik an der israelischen Politik. Der Film bewegt sich an der Grenze von Antizionismus, der die Vorstellung eines jüdischen Staates ablehnt, und Antisemitismus, der Juden ablehnt. Wird ersteres dazu benützt, um zweiteres zu entschuldigen? Die Meinungen im Film divergieren, und Gemüter gehen manchmal hoch. Im Anschluss an den Film gibt es Diskussion und Filmgespräch mit Friedemann Derschmidt (www.ritesinstitute.org).
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 5 Euro
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11
Dienstag, 16. November
ISRAEL UND PALÄSTINA
DER TRAUM VON ZWEI MODERNEN STAATEN
Podiums- und Publikumsdiskussion
Ein Gespräch mit Paula Abrams-Hourani, Ursula Sagmeister („Frauen in Schwarz“, www.fraueninschwarz.at) und Peter Melvyn („Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost“, www.nahostfriede.at). Bei den Frauen in Schwarz, die 1988 in Israel als Protest gegen die Besetzung der Palästinensergebiete gegründet wurden und heute weltweit agieren, ist jede Gruppe autonom. In Österreich wollen sie vor allem Informationsdefizite beheben. Denn wichtige Fakten werden hier von den Medien verschwiegen – etwa die Existenz israelischer Friedensgruppen, die versuchen, Konvois mit Hilfsgütern in die besetzten Gebiete zu bringen. Paula Abrams-Hourani, eine mit einem Palästinenser verheiratete Jüdin, und Ursula Sagmeister waren im vorherigen Dezember, ein Jahr nach dem israelischen Angriff auf Gaza, in Kairo bei dem Gaza Freedom March, einer Intiative aus 44 Ländern mit ca. 1.400 TeilnehmerInnen. Heuer, im Oktober, waren beide Frauen zufällig zur gleichen Zeit im Westjordanland. Ursula Sagmeister ist mit ihrer Tochter bei der Olivenernte dabei gewesen. Da sie dort die Siedler, die Armee und palästinensische Bauern aus erster Hand gesehen hat, kann sie direkt darüber berichten. Paula Abrams-Hourani kommt mit frischen Eindrücken aus Ramallah und Nablus zur Veranstaltung und wird über die politische Situation und Zustände reden. Die „Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost“ ist ein Netzwerk jüdischer Gruppen in verschiedenen europäischen Ländern, die die israelische Besatzung palästinensischen Landes ablehnen. Auch in Österreich gibt es eine Gruppe, deren Sprecher Peter Melvyn ist. Er wird über die Geschichte und rechtliche Entwicklung dieses Konflikts sprechen. Moderation: Martina Handler.
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11
Dienstag, 23. November
BRENNPUNKT IRAN
THEOKRATIE, JUGEND UND ZIVILGESELLSCHAFT
Vortrag und Publikumsgespräch
Nirgendwo sonst wird ein westlicher Intellektueller wie Habermas so sehr gefeiert wie in Teheran. Seine Auftritte ähneln dem Rummel um Popstars. Und über die Thesen Hannah Arendts wird in den Blogs der Teheraner Urbanen mit Sicherheit lebendiger debattiert als in Wien innerhalb und außerhalb des Internets zusammengenommen. Besonders die jungen Frauen der Hauptstadt praktizieren Zivilcourage, wie youtube-Ausschnitte eindrucksvoll dokumentieren. Der Iran darf also nicht nur mit Theokratie assoziiert werden. Factum est: ein Krieg gegen den Iran würde die lebendigste Zivilgesellschaft dieser Region zerstören. Der österreichisch-iranische Schriftsteller Hamid Sadr (www.hamidsadr.com), 1946 in Teheran geboren, wird über beide Wirklichkeiten in seiner früheren Heimat Iran berichten. Angefragt: Sudabeh Mortezai, die in Wien lebende Regisseurin des Kinofilms „Im Bazar der Geschlechter“ (www.imbazar-derfilm.at).
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: frei
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11
Dienstag, 30. November
RELIGION IST KRIEG
THESEN VON ADOLF HOLL
Vortrag und Diskussion
Die "fröhliche Gottlosigkeit", wie Adolf Holl die Folgen des allgemeinen Säkularisierungsprozesses nennt, sei am 11. September 2001 durch den Terroranschlag auf die Twin Towers des World Trade Centers unterbrochen worden. Holl weigert sich, die einseitige Analyse des Westens nachzubeten. Sowohl die Menschen im Westen als auch im Osten fühlen sich von dem jeweils anderen bedroht, und tatsächlich gibt es auf beiden Seiten Fundamentalismus; in den drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam seien Fundamentalismus und Gewalt sogar strukturell angelegt. Die Chance der Religion besteht für Holl, den von der Kirchenhierarchie gemaßregelten Priester, in der "skeptisch geformten Frömmigkeit". Moderation: Robert Sommer.
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: frei
Ort: Aktionsradius Wien | 1200 Wien, Gaußplatz 11