Gedanken nach dem Gedankenjahr 2005
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FURCHE Kolumne: Mai 2006
Nach dem Gedankenjahr 2005 wirken die heurigen Veranstaltungen zum NS-Gedenken sehr schlicht – kein Staatsakt für die Opfer, wie er seit 1998 im Reichsratsitzungssaal abgehalten wurde. Oder sollen wir die reduzierte Form gar als Zeichen werten, dass Österreich mit der Aufarbeitung der Vergangenheit weitergekommen ist und sich demonstratives „Nie wieder!“ schon erübrigt? Es ist gut, dass wir einen gesellschaftlichen Konsens in der Bewertung der menschenverachtenden Ideologie der Nazizeit erreicht haben, wie er an der Beurteilung des Fall Gudenus abzulesen ist. Falsch wäre es, sich diese Einsicht anheften zu wollen, als mache sie immun gegen Verhetzung und Intoleranz. Der „Gedenktag gegen Rassismus und Gewalt“ am 5. Mai, jenem Datum, an dem das KZ Mauthausen befreit wurde, ist mehr als mahnende Erinnerung. Vergangenheitsbewältigung muss als Konsequenz für das persönliche Handeln hineinreichen in das jetzt und hier.
Gerade wenn man sich vor Augen führt, dass es keine Selbstverständlichkeit bedeutet, Demokratie in einem freien Land leben zu können, leitet sich daraus ein sehr bewusster Umgang mit allen damit verbundenen Elementen wie Meinungs- und Glaubensfreiheit oder Bürgerrechten ab.
Wachsamkeit und Zivilcourage ist nötig angesichts heutiger Tendenzen von Ausgrenzung und Hass. Beeindruckend hat eine ältere Dame in der Wiener U-Bahn diese Haltung gegen die Passivität des „Was kann ich alleine schon tun?“ umgesetzt. Da zieht sie von Waggon zu Waggon, bewaffnet mit Lappen und Putzmittel und entfernt all die rassistischen Schmierereien. Wenn sich nur so leicht auch jene Verletzungen wegwischen ließen, die das Gift des Alltagsrassismus hinterlässt. Die gleichen dumpfen Parolen und Gehässigkeiten entladen sich als verbale Gewalt immer wieder an Minderheiten – Menschen anderer Hautfarbe, Frauen mit Kopftuch, Ausländern.