Kultur des Dialogs statt Kultur der Polemik
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Die Welt hat sich nach den schrecklichen Terroranschlägen in den USA geändert, und Österreich zieht bei dieser Änderung mit. Dies bezieht sich nicht auf die neue UN-Sicherheitsratsresolution gegen den Terrorismus, sondern auf den zunehmenden "Mut" mancher in der Öffentlichkeit stehenden Personen, sich über den Islam so zu äußern, dass die Bemühungen der letzten Jahre, Integration durch den interreligiösen Dialog zu fördern, fast zu den Anfängen zurückgeworfen wurden.
Gemeint sind Äußerungen von Bischof Kapellari, VP-Bundesrat Liechtenstein, vor allem aber jene von Bischof Krenn im Format. "Es ist nicht gut zu sagen: Das sind ein paar Fanatiker, und der Koran ist generell unbedenklich. Das muss zuerst einmal bewiesen werden", "vor allem aber müssen wir sagen, dass wir Christen das bessere Maß der Humanität haben."
Der Staat Österreich ist Bischof Krenn zuvorgekommen, indem er sich nach langer und intensiver Auseinandersetzung mit dem Islam und seiner ersten Rechtsquelle, dem Koran, beschäftigt hat. Die Unbedenklichkeit wurde dem Islam bescheinigt, indem er im Jahr 1979 offiziell anerkannt wurde. Bischof Krenn hat allerdings Recht, wenn er sagt, er sei kein Islam-Experte, denn der von ihm kritisierte Koran bezeichnet sogar weltanschaulich-religiösen Pluralismus als gottgewollt ("Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht", Sure 5/ Vers 48) und fordert aktiv von den Gläubigen eine Haltung der Toleranz.
Lange vor den ersten Menschenrechtserklärungen wie der Magna Charta (1215) wurden folgende Rechte im Islam definiert: Leben, Freiheit, Gleichbehandlung, Unschuldsvermutung, Asyl etc. Dies bleibt nicht nur eine Theorie, sondern wird auch praktiziert. Zeugen dafür sind die in der islamischen Welt lebenden Schutzbefohlenen, d. h. Andersgläubige wie Christen, Juden und andere Minderheiten. Der Autor selbst stammt aus Aleppo - einer Stadt in Syrien, von deren Bewohnern 15 % Christen sind und die interessanterweise auch einen muslimischen Arzt hervorgebracht hat, der bis zu seinem Tod Bischof Krenns Leibarzt war.