Österreichs Imame fordern Lehrstuhl
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Konferenz der islamischen Vorbeter in Wien - Absage an Extremismus - Bekenntnis zum Staat
Wien (SN). Er ist der Vorbeter in der Moschee, er predigt und meist lehrt er auch Kinder in der Schule die Grundsätze des Islam: Der Imam, religiöser Vorstand muslimischer Gemeinschaften. In Österreich gibt es etwa 150 aktive Vorbeter, rund 100 treffen sich morgen, Sonntag, in Wien.
"Wir Muslime wollen stärker als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden", sagte Mouddar Khouja den SN. Er ist Referent von Anas Shakfeh, dem Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft, welche die Konferenz organisiert. Am Sonntag soll ein Grundsatzpapier verabschiedet werden, das ein "klares Bekenntnis zum Staat und seiner Verfassung" enthalten werde, betonte Omar Al-Rawi, Integrationsbeauftragter der Gemeinschaft. Formuliert werden soll auch eine "klare Absage an jegliche Form von Extremismus". Weitere Themen: Die Beziehung zu anderen Religionen und die Rolle der Frau. Zur Konferenz kommen auch 25 Imaminnen. Denn in Moscheen dürfen Frauen vorbeten - solange nur Frauen anwesend sind.
Wer als Imam in Österreich praktizieren darf, bestimmt die Glaubensgemeinschaft. Es gibt aber auch Vereine, die sich außerhalb ihres Einflussbereichs befinden und deren Prediger etwa vom Iran geschickt und auch finanziert werden. Voraussetzungen für die Anerkennung eines Imams ist aber in jedem Fall ein Theologie-Studium. Die Vorbeter studierten in Ägypten, im Iran oder in der Türkei, da sie in Österreich keine Gelegenheit dazu haben. Die Glaubensgemeinschaft fordert daher, in Österreich einen Lehrstuhl für islamische Theologie einzurichten. So würden Imame auf deutsch ausgebildet und wären mit Österreich von Anfang an vertraut, sagte Al-Rawi. Ein erster Schritt dahin war 1998 die Eröffnung der "Islamischen Religionspädagogischen Akademie" in Wien.
Eine solche Schule gibt es etwa in Deutschland nicht. Auch sonst läuft dort einiges anders: Die Polizei geht immer härter gegen Muslime vor, Möglichkeiten, jemanden auszuweisen, wurden ausgedehnt - zahlreiche Spuren nach dem 11. September 2001 hatten nach Deutschland geführt. Dennoch: "Dort läuft einiges schief", sagte Khouja. In Österreich sei der Umgang zwischen Behörden und Muslimen traditionell entspannter. Ein Grund sei, dass Österreich im Gegensatz zu Deutschland mit der Glaubensgemeinschaft einen zentralen Ansprechpartner habe.
Den etwas anderen Umgang zeigt auch das Beispiel des Islamischen Zentrums in Wien. Als der Ruf des Muezzins vor zwei Jahren die Gemüter erhitzte, wurde ein Mediationsverfahren eingeleitet. Ergebnis: Der Ruf ist nur mehr drei Mal statt fünf Mal pro Tag zu hören, der Ruf ist leiser und der Lautsprecher wurde in eine andere Richtung gedreht. Al-Rawi: "Die Deutschen lachten und sagten, das sei bloß ein Kompromiss. Aber es funktioniert."