Islam in Österreich: Was ist hier anders?

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Islam in Österreich: Was ist hier anders?

Leserbrief veröffentlicht in "die Presse" und "der Standard" 

Ist der Umgang mit dem Islam und Muslimen in Holland und Österreich vergleichbar? Fern davon zu unterstellen, man wolle einen Fall Theo van Gogh herbeireden, wirft die Berichterstattung in Österreichs Medien, die sich unisono des Statements bedient: "Auch im toleranten Österreich werden möglicherweise bald islamische Fundamentalisten, Islamisten und Terroristen aktiv", diese Frage auf.

Die exzellenten Kontakte zu verschiedenen Institutionen schenken den Muslimen in Österreich ein besonderes Selbstbewusstsein, das ihnen hilft, Angriffe gelassener hinzunehmen. Wo sonst werden Muslime zum Iftar (Mahlzeit nach dem Fastenbrechen im Ramadan) beim Bundespräsidenten oder Bürgermeister der Bundeshauptstadt eingeladen? Im Wiener Rathaus und in vielen Bezirken arbeiten mehrere muslimische Mandatare, die die Vielfalt der muslimischen Gemeinde widerspiegeln, zwar kritisch, jedoch nicht gegeneinander agieren. Auch religiös praktizierende Muslime, die sonst keine direkte Stimme haben, sehen sich hier vertreten. Die politische Partizipation machte auch das Eingebundensein in den Österreich-Konvent zu einer leider zu wenig wahr genommenen Selbstverständlichkeit. Als einzige Glaubensgemeinschaft wurde die Stellungnahme der Muslime im österreichischen Parlament durch eine Frau vorgetragen - mit Kopftuch.

Die Arbeit im Bereich "Anti-Diskriminierung" brachte Kontakte zur Zivilgesellschaft und Zusammenarbeit mit vielen NGOs. Der interreligiöse Dialog hat eine lange Tradition, der längst über prinzipielle Absichtserklärungen, bzw. Schmusestunden hinausgewachsen ist.

Der Umgang mit Meinungsvielfalt und Respekt vor dem anderen wird nicht nur in "Freitagspredigten" gepflegt, sondern gelebt. Wo gibt es sonst bekennende Nichtmuslime, die im Vorstand islamischer Bildungsorganisationen sitzen, eine bekennende Katholikin als Abteilungsleiterin an der Islamischen Religionspädagogischen Akademie? Wo gibt es einen Direktor eines islamischen Gymnasium, der der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft angehört?

Wo sonst werden gemeinsame Anliegen von Muslimen und Juden gemeinsam politisch vertreten? Abseits der breiten Öffentlichkeit ging man gemeinsam bei der politischen Diskussion um das neue bundeseinheitliche Tierschutzgesetz vor. Bei Demonstrationen gegen den Irak-Krieg und Solidarität mit Palästina ist die "Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden" immer mit dabei. Ein kritischer Dialog mit der amerikanischen Botschaft in Wien ist im Gange.

 

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