Zur Integration von Muslimen

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Monday, 16 April, 2007
Zur Integration von Muslimen

Klar ist: Es kann und darf weder um die "Islamisierung" der Politik noch um die "Politisierung" des Islam gehen. Der Grundsatz der Trennung von "Kirche" und "Staat" steht außer Zweifel. Und sie entspricht auch der Schlusserklärung der "Wiener Imame Konferenz", an deren Formulierung ich maßgeblich beteiligt war.

"Trennung" bedeutet, dass sich beide – Politik und Glaubensgemeinschaften – nicht in die Anliegen des jeweils anderen einmischen dürfen. "Trennung" bedeutet aber weder, dass Politiker nicht religiös und in ihren Gemeinschaften aktiv sein dürfen, noch bedeutet es, dass sich Glaubensgemeinschaften nicht zu gesellschaftspolitischen Themen äußern und positionieren dürfen.
Integration als gesellschaftliche Aufgabe ist grundsätzlich religions-neutral. Da aber die überwiegende Mehrzahl der in Österreich lebenden Muslime einen Migrationshintergrund hat, war es wichtig, jemanden mit diesem Thema zu betrauen.

Nach dem "Überfremdungs"-Wahlkampf der Freiheitlichen im Jahr 1999 wurde ich vom Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Anas Schakfeh, gebeten, mich mit dieser Thematik zu beschäftigen und Konzepte zu entwickeln, wie Muslime erfolgreich in die Gesellschaft integriert werden können. In diese Funktion habe ich versucht, in zahllosen Gesprächen mit Muslimen und Nicht-Muslimen, mit Imamen, Vereinen und anderen einen Dialog einzuleiten.

Dabei habe ich es als besondere Herausforderung empfunden, eine Definition zu finden, die Muslime zur Teilnahme an der österreichischen Gesellschaft animiert. "Integration" haben wir rasch als "aktive Partizipation an der Gesellschaft in all ihren Bereichen" verstanden – auch mit dem klaren Bekenntnis zum Erlernen der deutschen Sprache.
Diese Grundhaltung wurde durch ein von mir entwickeltes Positionspapier an die "Europäische Imame Konferenz" 2006 in Wien herangetragen und dort zum Beschluss erhoben. Integration wird dabei als gemeinsame Aufgabe der österreichischen Gesellschaft und nicht als Einbahnstraße verstanden.

Es ist wichtig festzuhalten, dass meine Funktion eine gesellschaftlich-politische und nicht religiöse Aufgabe ist. Da fast alle muslimischen Gebetsstätten auch als Kulturvereine organisiert sind, haben in diesem Rahmen naturgemäß viele Aktivitäten stattgefunden – auch politische, soziale und interreligiöse Begegnungen, aber auch Deutschkurse.

Wichtige politische Themen, die immer wieder mit Hinweis auf islamische Gesellschaften Aufmerksamkeit gefunden haben – wie Zwangsheirat, "Ehrenmorde", Genitalverstümmelungen, aber auch der Aufruf zur Teilnahme an Wahlen – wurden auf diesem Weg an die in Österreich lebenden Muslime herangetragen.

Die Behauptung von Riyadh Al-Amir, dass die IGGiÖ nie ihre Empörung über Gewalttaten und terroristische Attacken verkündet hätte, ist jedenfalls falsch und ohne Bezug zur Wirklichkeit.

Omar Al-Rawi ist Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich sowie SPÖ-Gemeinderat in Wien.

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