Eine Frage der Zuständigkeit

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Wednesday, 27 June, 2007
Eine Frage der Zuständigkeit

Replik auf den Gastkommentar von Christian Ortner (23. Juni).

Der israelische Minister Liebermann nennt die israelischen Araber "Fünfte Kolonne" und fordert ihren Transfer, ein Euphemismus für ethnische Säuberungen. freigelassene palästinensische Gefangene wolle er mit Bussen an einen Ort bringen, "von dem aus sie nicht zurückkehren" mögen. Und die arabischen Knesset-Abgeordneten mit Hamas-Kontakten sollen als Verräter hingerichtet werden.

In Polen machen sich konservative Kräfte Sorgen um die Wertevermittlung des Kinder-TV. Die Teletubbies sind in den Verdacht geraten, Kindern homosexuelle Verhaltensweisen nahe zu bringen. Diese Frage hat Ewa Sowinska, die polnische Ombudsfrau für Kinder, nun zu einer Untersuchung der Fernsehserie veranlasst.

Pat Robertson, ein 75-jähriger US-evangelikaler Hass-prediger, ruft zum "take out" (Liquidation) des venezolanischen Staatspräsidenten durch US-Elitesoldaten. Dies ist nach seiner fundamentalistisch-christlichen Güterabwägung billiger als ein Krieg.

Niemand kam auf die glorreiche Idee, die israelitische Kultusgemeinde, die katholische Kirche oder sonst eine andere kirchliche Institution Österreichs aufzufordern, diese Aussagen zu kommentieren oder sich davon zu distanzieren. Und das ist richtig und gut so. Wenn allerdings der Religionsminister Pakistans Ijaz-ul-Haq sich zu Rushdie meldet, erwartet Christian Ortner eine sofortige Stellungnahme der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ).

Die IGGiÖ ist eine österreichische Institution, die vor allem die religiösen Belange österreichischer Muslime verwaltet und vertritt. Sie meldet sich selbstverständlich zu FPÖ-Aussagen, wenn diese die Muslime mit Aussagen wie "Daham statt Islam" angreift ein Kopftuchverbot fordert.. Und wenn der Irak im Terror zwischen Sunniten und Schiiten versinkt, so ist es wichtig, den hier lebenden Muslimen aller Rechtsschulen eine klare Stellung zu vermitteln. Und wenn wie im vorigen Sommer eine große Anzahl österreichischer Muslime beim Urlaub bei Verwandten im Südlibanon zwischen die Fronten geraten und unter Todesangst festsitzen, so war es selbstverständlich unsere Aufgabe, nicht nur ihnen bei der Evakuierung zu helfen, sondern auch Stellung zu beziehen.

Dass wir selbstbewusst im politischen Diskurs Stellung beziehen, bedeutet nicht, dass wir eine Plattform des Beleidigtseins geworden sind, vielmehr ist es ein Zeichen der Emanzipation und der gelungenen Integration. Es dürfte Ortner entgangen sein, dass wir nicht zu Demonstrationen gegen die Karikaturen aufgerufen haben, und nach der Regensburger Rede des Papstes zum Tag des Dialogs statt zum Tag des Zornes aufriefen. Die drei legendären Imame-Konferenzen, die in Graz und Wien stattfanden, wurden von der IGGiÖ organisiert und die dort verabschiedeten Deklarationen realisiert. Diese waren eben nicht nur Floskeln sondern unaufgeforderte entsprechende öffentliche Gesten.

Es ist nicht unsere Aufgabe, wöchentlich Aussagen oder Rülpser Bin Ladens oder von wem auch immer in der Welt zu kommentieren. Unsere Aufgabe ist es, solch extremistisches Gedankengut zu bekämpfen.

Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi ist Integrationsbeauftragter der IGGiÖ.

Mittwoch, 27. Juni 2007

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