Wer ein Haus baut, will auch bleiben

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Wer ein Haus baut, will auch bleiben

Österreichs Muslime sehnen sich nach einem würdigen Ort für ihre Gebete.

Eine der frühesten und wichtigsten Moscheen, die Al-Aksa-Moschee, kommt ohne Minarette aus. Auch die erste Moschee des Islams, die in Medina, wurde zur Zeit des Propheten ohne ein Minarett gebaut. Kein Muslime hat jemals behauptet, dass es sich um eine theologische Notwendigkeit handelt. Die Diskussion ist in Wahrheit eine um die Sichtbarkeit. Denn die Al Aksa Moschee mit ihren Golden Kuppel ist ja ein Wahrzeichen Jerusalems und die Hagia Sophia ist so Dominant und Graziös und hat als Kirche auch keinen Glockenturm gebraucht.

Michael Fleischhacker brachte es auf den Punkt: „Wir reden über die Herrschaft der Symbole im öffentlichen Raum.“ Die FPÖ ist ein Wiederholungstäter. Im Wahlkampf 1999 reagierte Peter Westenthaler auf die Kandidatur Richard Lugners: „Es ist keine Ansage für FP-Wähler, jemanden zu wählen, der in Wien eine Moschee gebaut hat.“ Lugner war als Baumeister der Errichter der Moschee an der Donau. Ein Bau mit Minarett, der nur schwer vom Leopoldsberg oder Donauturm aus erkennbar ist.

Großmoscheen und dominante Bauten sind in Österreich nicht wirklich ein Thema. In Wien sind Gebets- und Kulturzentren in der Dresdnerstraße, Pelzgasse und zwei in der Gudrunstraße entstanden. Allesamt mit schönen Gebetsräumen. Innen gestaltet mit Ornamenten und Kunstvolle Koranverse in Arabischen Kalligraphie. Keine Kuppel und keine Minarette. Erstens will man nicht Geld in ein Bauteil investieren, das keine direkte Funktion bietet. Zweitens hält man sich an das Toleranzverständnis Österreichs – anscheinend noch immer das von Kaiser Joseph II., der im Jahre 1782 das Toleranzedikt erließ. Den Protestanten wurde der Bau von Gotteshäusern erlaubt. Sie durften nur nicht wie Kirchen aussehen und die Glocken dürften nicht läuten. Damals ein großer Schritt. Heute nicht mehr zeitgemäß.

Genau das erleben wir mit den Muslimen heute. Gebetshäuser für Muslime ja, aber sie sollen bitte nicht wie Moscheen aussehen und ohne Ruf des Muezzin. Dazu kam noch, dass die Zuwanderer immer von der Rückkehr träumten und in einem Provisorium lebten. Gebetshäuser wurden oft in Hinterhöfen, Kellerlokalen, aufgelassenen Fabriken und Wohnungen errichtet. Die 2. Generation entwickelt einen anderen Traum. Österreich ist ihre Heimat, und sie wollen selbstbewusst in der Gegenwart ankommen. Wer ein Haus baut, will auch bleiben. Sie sehnen sich nach einem würdigen Ort für ihre Gebete. Sie wollen raus aus Fabriken und Hinterhöfen.

Österreichisch-muslimische Architektur

Jörg Lau hat Recht, wenn er in der „Zeit“ sagt, dass ein Islam, der sich nicht verstecken muss, auch bereit sein wird, sich kritischen Fragen zu stellen. Jeder, der Interesse an der Einbürgerung und Reform des Islam hat, sollte dies unterstützen. Wer so etwas populistisch ausschlachten will, sollte bedenken, dass in der Zwischenkriegszeit einige Formen antisemitischer Hetze mit Angriffen auf orientalisch aussehende Synagogen begonnen haben.

Die Juden begannen, durch die Emanzipation und das damit verbundene Selbstbewusstsein „orientalisch“ zu bauen, wie Salomon Korn dies in seiner Forschung gezeigt hat. Oft wurde „neo-islamische“ und „morgenländische“ Elemente mit der deutschen Gotik und Romanik kombiniert. Damals sahen viele Synagogen wie eine Mischung aus Kirche und Moschee aus. Durch die abgebrannten Synagogen ist diese Architekturgeschichte leider in Vergessenheit geraten. Sonst würden wir wohl neue islamische Bauten nicht mit einer derartigen Hysterie und Abwehr begegnen.

Es spricht nichts dagegen, eine eigene österreichisch-muslimische Architektur zu entwickeln, die Rücksicht auf das Stadtbild nimmt und im Konsens mit der Bevölkerung etwas entwickelt. Der jetzt im Bau befindliche islamische Friedhof sieht aber eher wie ein Wiener Friedhof aus. Was wir sicher nicht wollen, ist, uns das Recht, Gebets- und Sakralbauten bauen zu dürfen, von Haiders und Straches verbieten zu lassen. Die Debatte so zu beleuchten, mag helfen, hitzige Stimmungsmache im historischen Kontext zu sehen. Wollen wir ernsthaft zu einem josephinischen Toleranzverständnis zurück?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2007)

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