DEBATTE "Yes we Can" oder "I have a dream"?
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Integration war in Österreich immer nur Assimilation. Erst langsam gehen wir den Weg der Partizipation.
über Barack Obama als Hoffnungsträger für Zuwanderer.
Jetzt ist es endlich so weit: Das Unmögliche ist möglich geworden und Barak Obama wird zeigen müssen, ob er all die Erwartungen und Hoffnungen, die in ihn gesteckt worden sind, überhaupt erfüllen kann.
"Yes we can" war jener Satz, den wir zuletzt so oft aus den USA gehört haben. Ein Satz, der auch uns beflügelt und inspiriert. Er zeigt uns, was alles möglich ist, wenn Menschen, Völker, die Enge des Herzens überwinden und den Blick weiten. Wenn sie versuchen, dem Anderen auf gleicher Augenhöhe als Mitmensch zu begegnen. Ich bin überzeugt, dass die Österreicher, wären sie in den USA wahlberechtigt, ihre Stimme für Obama gegeben hätten. Doch Hand aufs Herz, hätten sie einen Afrikaner oder Muslim in Österreich gewählt?
Wieso eigentlich nicht? Wir hatten doch immerhin einen Bundespräsidenten Klestil, Bundeskanzler Vranitzky, Bürgermeister Zilk, Stadträtin Wehsely und EU-Abgeordneten Swoboda! Eigentlich hatten wir schon diese Tradition. Und wir hatten keine dunkle Geschichte mit Rassengesetzen und Rassentrennung, die in den USA bis in die sechziger Jahre noch Gültigkeit hatte.
Österreich war geschichtlich ein Vielvölkerstaat. Der Zuzug von Menschen hatte zwar auch wirtschaftliche Gründe und war mit sozialen Spannungen verbunden, doch diese Menschen sind in ihrer Entwicklung den Weg der Assimilation gegangen. Dies ist auch hauptsächlich der Grund, warum viele Österreicher nur assimilierte Menschen als gut integrierte wahrnehmen. Man braucht nur das Wiener Telefonbuch aufzuschlagen, um all die Namen zu lesen, die niemand als Zuwanderer oder als deren Nachkommen identifizieren würde.
Doch allmählich entwickeln sich auch andere Konzepte in Österreich, die Integration als Partizipation sehen. Menschen, die sich in die Gesellschaft einbringen wollen, ohne auf ihre kulturellen, sprachlichen und religiösen Eigenheiten verzichten zu müssen. Eine Formel, die "sowohl und als auch" möglich macht, ein Bekenntnis zu Diversität und Vielfalt, aber auch zu gemeinsamen Werten. Doch Integration muss auch Chancengleichheit und Aufstiegsmöglichkeit bedeuten.
Amerika hat seit Aufhebung der Rassentrennung gezielt in diese Richtung sehr viel unternommen - mit Affirmative Action und Quoten, damit wollte man bewusst Partizipation ermöglichen. Das hat in Österreich vor drei, vier Jahren begonnen. Jetzt erst wirbt die Polizei gezielt um Migranten.
Wir waren lange Zeit eine sehr sterile Gesellschaft, die Beamtenschaft, die Politik; die Wirtschaft bildete hie und da eine Ausnahme. Ohne die österreichische Staatsbürgerschaft durfte man bis 2006 nicht einmal als Betriebsrat kandidieren. Bei den Hochschülerschaftswahlen sind nur EWR-Bürger wählbar. Lange Zeit war man außerhalb des Spieles. Als Wien das Wahlrecht für Migranten auf lokaler Ebene eingeführt hat, konterte die FPÖ mit dem Slogan: Stellen Sie sich vor, Ihr nächster Bezirksvorsteher ist Türke! Das war sozusagen das Horrorszenario!
Persönlichkeiten wie Barack Obama oder Ahmed Aboutaleb, der muslimische Bürgermeister von Rotterdam, sind für viele Migranten nicht nur ein Hoffnungsschimmer, sondern der Beweis, dass alles möglich ist. Ich bin überzeugt, dass auch wir eines Tages sagen können "Yes we can". Doch bis dahin werden wir uns mit "I have a dream" begnügen müssen.
Omar Al-Rawi ist Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und Abgeordneter zum Wiener Landtag (SPÖ