Khol und Baghajati diskutierten über "Demokratie und Integration"
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"Jour fixe" der Plattform "Christen und Muslime" im Wiener Otto-Mauer-Zentrum - Khol kritisierte mangelndes Wissen über den Islam und forderte mehr gesellschaftlichen Respekt für alle Religionen: "Wenn die Halbmonde fallen, dann fallen irgendwann auch die Kreuze"
Wien, 12.3.09 (KAP) "Demokratie und Integration" war am Mittwochabend im Wiener Otto-Mauer-Zentrum das Zentralthema beim "Jour fixe" der Plattform "Christen und Muslime". Der frühere Nationalratspräsdident Andreas Khol und Tarafa Baghajati von der "Initiative muslimischer Österreicher" kreuzten zum Thema die Klingen. Khol kritisierte das mangelnde Wissen über die Muslime und richtete seine Kritik ganz generell an die Österreicher wie auch an die Medien im Speziellen. Die Muslime seien eine große Religionsgemeinschaft in Wien und Österreich und würden trotzdem "links oder rechts liegen gelassen", so Khol. Auch der Vielfalt der Muslime werde man nicht gerecht
Khol wies auch auf die vieldiskutierte Studie "Islamischer Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft" des Soziologen Mouhanad Khorchide hin, wodurch die islamischen Religionslehrer pauschal unter Verdacht geraten waren, den Rechtsstaat abzulehnen. Hier seien die Muslime insgesamt völlig unberechtigt und unnötig an den Pranger gestellt worden, hielt Khol fest. Er plädierte zugleich dafür, die muslimische Minderheit noch viel stärker in die demokratischen Gremien zu integrieren.
Eine Schlüsselrolle im Bereich der Integration sahen sowohl Khol als auch Baghajati in der Schule. Khol ortete hier allerdings gravierende Mängel: Die Chance der Religionsgemeinschaften, einander auf dieser "kulturellen und sozialen Lern-Plattform" gegenseitig kennen zu lernen und somit eine "Partizipation zu ermöglichen", werde nicht wahrgenommen. Baghajati trat für ein drei Säulen-System ein: "Kompetenz" in der Pädagogik, der Theologie und der Sprachkenntnisse.
Khol erinnerte daran, dass die vom Konkordat festgelegten grundsätzlichen Rechte in der Zusammenarbeit zwischen katholischer Kirche und Staat gemäß dem Gleichheitsgrundsatz für alle Religionsgemeinschaften gelten. Sie hätten demnach einen eigenen autonomen Wirkungsbereich und das Recht auf freie Gestaltung ihrer inneren Verhältnisse und auf das Glaubenszeugnis in der Öffentlichkeit. Gerade was den Islam betrifft, werde dem in Österreich nicht ausreichend Rechnung getragen. Die Muslime würden oftmals nicht als gleichwertige Partner angesehen. Der frühere Nationalratspräsident mahnte in diesem Zusammenhag ganz generell mehr Respekt gegenüber Religionen ein: "Wenn die Halbmonde fallen, dann fallen irgendwann auch die Kreuze".
Alle müssen Demokratie anerkennen
Der frühere Nationalratspräsident forderte ausdrücklich einen "Grundwertesockel", der für jede Religion Geltung haben müsse. Dazu zählte er u.a. die Anerkennung der Demokratie, die Gleichberechtigung aller Glaubensgemeinschaften und die Akzeptanz des staatlichen Rechtes im Bildungssystem. Baghajati sprach übereinstimmend von Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Meinungsfreiheit sowie Religionsfreiheit. Die Muslime würden nicht alle westlichen Lebensformen akzeptieren wollen, positiv zu bewerten sei aber auf jeden Fall, dass in westlichen Demokratien die Korruption bekämpft und Chancengleichheit geboten werde. Es sei jedenfalls "keine Schande für die islamische Gesellschaft, diesen Mechanismus zu übernehmen".
In Bezug auf islamisch dominierte Länder vermeinte Baghajati, Fortschritte bei der staatlichen Gewaltenteilung und freien demokratischen Wahlen feststellen zu können. Das betreffe auch die Akzeptanz des politisch-gesellschaftlichen Pluralismus. Zugleich kritisierte er ausdrücklich die "religiöse" Rechtfertigung und Begründung von Politik.
O-Töne von der Veranstaltung sind in Kürze auf "www.katholisch.at/o-toene" abrufbar. (ende)