Christen und Muslime: Interreligiöser Dialog verlangt größeres Wissen
Diese Homepage wurde mit einem neuem CMS aufgesetzt und befindet sich daher in Arbeit ...
ÖRKÖ-Vorsitzender betont "Verantwortung aller Gläubigen vor Gott für den Frieden" - Generalsekretäre der Europäischen Ökumenischen Räte tagten in St. Pölten und Wien
Wien (KAP) Der interreligiöse Dialog zwischen Christentum und Islam könne nur dann zur Verständigung und zu einem friedvollen Miteinander beitragen, wenn das gegenseitige Wissen von der Religion des jeweils anderen weiter vertieft wird. Dies betonte der lutherische Altbischof und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Herwig Sturm, im Gespräch mit "Kathpress". Anlass des Gesprächs war die jährliche Tagung der Generalsekretäre der europäischen Ökumenischen Räte, die heuer vom 27. bis 30. April in St. Pölten und Wien stattfand. Thematisch standen Fragen einer intensiveren Begegnung von Christen und Muslimen im Mittelpunkt der Tagung.
Unter den angereisten 16 Teilnehmern habe es einen breiten Konsens in der Wahrnehmung gegenseitiger Informationsdefizite gegeben, so Sturm. "Wir wissen viel zu wenig voneinander. Nur wenige Christen wissen wirklich, was ein Muslime glaubt. Und auch im Islam gibt es oft sehr skurrile Vorstellungen vom Christentum", sagte der ÖRKÖ-Vorsitzende. Daher wolle man auch ein gemeinsames Papier verabschieden, in dem die beteiligten Kirchen auf die "gemeinsame und einander verbindende Verantwortung aller Gläubigen vor Gott für den Frieden" hinweisen und zu gegenseitigen Begegnungen ermutigen wollen.
Beeindruckt haben sich die Teilnehmer von der Art des Umgangs mit dem Islam in Österreich gezeigt, so Sturm weiter. Österreich genieße nicht zuletzt aufgrund der nahezu 100 Jahre alten Tradition der staatlichen Anerkennung des Islam eine "Vorbildfunktion". Auch die Tatsache, dass man mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) einen einheitlichen Repräsentanten und Gesprächspartner des Islam habe, werde von den Teilnehmern mit Interesse verfolgt.
Die Tagung fand im St. Pöltener Bildungshaus St. Hippolyt statt. Neben der Diskussion von Grundsatzreferaten und Berichten aus den jeweiligen Teilnehmerländern standen darüber hinaus auch Besuche in einer Wiener Moschee und in der Wiener Islamischen Religionspädagogischen Akademie (IRPA) sowie eine Führung durch den Stephansdom auf dem Programm. Beeindruckt zeigte sich Sturm vom Besuch der Moschee. Als vorbildhaft etwa auch für christliche Kirchen bezeichnete der ÖRKÖ-Vorsitzende die regelmäßigen Tage der offenen Tür in der Moschee. Hier werde bewusst die Begegnung auch mit Andersgläubigen gesucht; eine Offenheit, die er bei manchen christlichen Kirchen vermisse, so Sturm.
Zu einem intensiven Austausch insbesondere über die Fragen des islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen in Österreich kam es dann bei der Begegnung mit der Pressereferentin der IGGiÖ, Carla Amina Baghajati, und der islamischen Religionspädagogin Amena Shakir in der IRPA. In Österreich gibt es derzeit rund 45.000 muslimische Schüler, denen rund 400 islamische Religionslehrer gegenüber stehen.
Baghajati betonte bei dem Gespräch das hohe Maß an Anerkennung, das die islamische Religionspädagogik von Seiten des Staates aber auch an den öffentlichen Schulen genieße. Zwar gebe es insbesondere im Blick auf die Unterrichtszeiten, die oft in den Nachmittagsstunden liegen, noch Verbesserungsbedarf, doch gebe es bereits eine breite Kooperation und oftmals fächerübergreifende Projekte auch mit katholischen und evangelischen Religionslehrern.