Al-Rawi: Muslime in Österreich erstmals politisch wahrgenommen
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Islam-Feindlichkeit durch Anschläge "im Mainstream gelandet" =
Wien (APA) - Die Anschläge vom 11. September 2001 haben auch das Leben und die Wahrnehmung der Muslime in Österreich nachhaltig verändert. "Der Islam ist hier erstmals politisch wahrgenommen worden", beschreibt der Integrationsbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Omar Al-Rawi, im APA-Interview die Auswirkungen des Datums. Zwar habe die FPÖ bereits zuvor mit Ansagen gegen Muslime punkten können, "aber dieses Ereignis hat dazu geholfen, dass Islam-Feindlichkeit im Mainstream gelandet ist", so Al-Rawi.
Al-Rawi kann sich - wie die meisten Menschen - noch genau an den Tag der Anschläge erinnern. Mit dem damaligen Wohnbau-Stadtrat Wiens und jetzigem Bundeskanzler Werner Faymann war man am Abend zu einer Sitzung der Bezirksorganisation Liesing eingeladen. Der Auftrag: Beide sollten dort über die Errichtung eines islamischen Friedhofs informieren. "Ich dachte schon, damit wäre das Projekt gestorben", so Al-Rawi, den seine Frau zuvor telefonisch von den Anschlägen berichtet hatte. Noch am Abend hat Al-Rawi mit dem damaligen IGGiÖ-Präsidenten Anas Schakfeh telefoniert, um eine Stellungnahme vorzubereiten.
"Der 11. September hat in Wirklichkeit nicht nur die Welt, sondern auch die Muslime überraschend erwischt", beschreibt Al-Rawi den damaligen Schock-Zustand innerhalb der Glaubensgemeinschaft. Die Reaktionen hätten von "Das können keine Muslime gewesen sein" über "ein schreckliches Verbrechen, von dem man sich distanzieren muss" bis zu "wilden Verschwörungstheorien" gereicht. Erstmals sei man mit einem Terrorakt dieses Ausmaßes konfrontiert gewesen, unter den Muslimen sei von einer "großen Sünde" gesprochen worden. Die Fragehabe gelautet: "Wie können Muslime so etwas machen?"
Was laut Al-Rawi die Anschläge noch bewirkt haben: "Erstmals sind die verschiedenen muslimischen Ethnien in Österreich zusammengerückt." Und auch der Islam selbst sei zum ersten Mal im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Al-Rawi erinnert sich an zahlreiche Einladungen zu Vorträgen etwa mit dem Titel "Was ist der Islam?". "Die Medien haben uns entdeckt", so der IGGiÖ-Mann. Und: "Seitdem gibt es wahnsinnig viele Experten, bei denen ich der Meinung bin, dass viele keine Ahnung haben."
(Schluss) cts/an/tah
APA028 2011-08-28/06:00