Fortsetzung der Kreuzzüge mit anderen Mitteln?

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Fortsetzung der Kreuzzüge mit anderen Mitteln?

Über einige Irrtümer im Streit um die Regensburger Rede des Papstes - Kommentar der anderen von Omar Al-Rawi Replik auf Ulrich Körtners Kritik an der "Dialogunfähigkeit des Islam" (18. 9.) aus muslimischer Sicht.

Ja, ich stimme zu: Voraussetzung jeden Dialogs sind wechselseitiger Respekt der Gesprächspartner, gleiche Spielregeln für alle und keine Tabus.

Das Zitat, das der Papst in seiner Regensburger Rede verwendet hat, stammte ja im Grunde aus einer Dialogveranstaltung - nämlich jener zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Paleologos und einem Islamischen Gelehrten. Welche im übrigen nicht in privatem Rahmen, sondern in einer Art öffentlichem Kamingespräch in der Residenzstadt Ankara stattfand und bei der sich beide gegenseitig wahrlich nichts geschenkt haben.

Interessant ist allerdings die Frage, warum der Papst den Islamischen Gelehrten in seiner Rede nicht zu Wort kommen ließ bzw. ihn nicht zitierte? Im Sinne der von Körtner geforderten fairen Spielregeln wäre das doch eigentlich das Mindeste gewesen.

Auch wurde der Welt und allen Zuhörern in Regensburg die Tatsache vorenthalten, dass dieser Dialog in islamischer Umgebung am Hofe des Osmanischen Sultans stattgefunden hat - was beweist, dass dem byzantinischen Kaiser, der bereits Vasall des Sultans war, trotz seiner scharfen Kritik nichts passiert ist. Es wurde auch nicht versucht, ihn mit dem Schwert zu bekehren, sondern durch Dialog und Überzeugung. Im Übrigen hat Manuel II an seinem Sterbebett seinem Sohn den Rat gegeben, alles tun zu dürfen - bis auf eines: sich Rom und dem Papst zu unterwerfen. Wohl aus leidvollen Erfahrungen der ersten Kreuzzüge, die Konstantinopel verwüstet haben.

Ein Mindestmaß an Kenntnissen über die Religion des Dialogpartners wäre jedenfalls von Vorteil. Dass die im Westen weit verbreitete Gleichsetzung von "Djihad" mit "Heiliger Krieg" auf einer groben Fehlübersetzung beruht, sollte auch dem Papst geläufig sein.Und schon eine kurze Recherche über die Suren des Korans würde genügen, um zu wissen, dass der bekannte Vers in der Sure 2:257 : "Kein Zwang in Glaubenssachen" nicht, wie auch von Prof. Körtner behauptet, aus einer Zeit stammt, in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war.

Es gilt als Konsens, dass die zweite Sure in Medina offenbart wurde, also zu jener Zeit als der Prophet und die Muslime bereits einen Staat etabliert hatten und nicht mehr machtlos waren. Die Reihenfolge der Suren im Koran entsprechen nicht deren chronologischer Offenbarung. Eben dieser Koran fordert auch die Muslime dutzendfach dazu auf, ihr Wissen zu mehren und ihren Verstand zu nutzen. "Habt ihr denn keinen Verstand?"(2:44) "Habt ihr denn nicht gesehen...?" (31:20), "Wollt ihr denn nicht nachdenken?" (6:50). So viel nur in Kürze zur Vorlesung über "Glaube, Vernunft und Universität".

Selbstverständlich haben koranische Vorschriften oder die Scharia für überzeugte Christen oder andere Nichtmuslime keine Geltung. Die Feststellung von Prof. Körtner "Wer aber von der Wahrheit des christlichen Glaubens überzeugt ist, wird weder Mohammed für einen sakrosankten Propheten noch den Koran für eine göttliche Offenbarung halten" verbirgt einen Teil des Problems. Denn das zweite Vatikanische Konzil hat zwar seine Hochachtung gegenüber den Muslimen zum Ausdruck gebracht, dies erscheint aber im Widerspruch dazu, dass man ihrem heiligen Buch die göttliche Offenbarung abspricht. Auch hat die Katholische Kirche seit den sechziger Jahren es penibel vermieden, sich zum Propheten Mohammed - trotz der Annerkennung des Islam als Religion - zu äußern, Stellung zu beziehen, oder ihn zumindest zu erwähnen. Genau das aber erwarten die Muslime, die ihrerseits Jesus sehr wohl als Gesandten Gottes anerkennen und auch sein Buch als göttliche Offenbarung betrachten.

Zwei Versäumnisse

Fazit: Der Papst hat es verabsäumt, sein Zitat zu relativieren, bzw. dessen Abweichung von seiner eigenen Meinung deutlich zu machen, und den historischen Kontext des Mittelalters zu unterstreichen. Damit blieb ein leiser Verdacht, dass er sich hinter einen Zitat versteckt hat. - Und die Muslime haben vergessen, dass ihr heiliges Buch, der Koran, in mehreren Versen Zitate von Andersgläubigen, Heuchlern und Feinden des Propheten aufnimmt, in denen dieser beleidigt und angegriffen wird. Womit der Koran für die Nachwelt ein Manifest für Meinungsfreiheit geliefert und zugleich durch die Beantwortung der jeweiligen Vorwürfe einen Weg gezeigt hat, wie man damit umgehen soll. Nämlich durch Dialog, den wir gewiss nicht als "Fortsetzung des Djihads mit anderen Mitteln" sehen. Denn wie gesagt: Den Djihad als "Heiligen Krieg" kennen wir nicht.

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