Stellungnahme der Initiative Muslimischer Österreicher/innen - IMÖ zur neusten Islam-Studie in Österreich:

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Stellungnahme der Initiative Muslimischer Österreicher/innen - IMÖ zur neusten Islam-Studie in Österreich:

 

Wie gesetzestreu sind österreichische Musliminnen und Muslime? Das im Finanzministerium gab über das Förderungsprogramm für Sicherheitsforschung (KIRAS) eine Studie in Auftrag, die genau dies untersuchen sollte. Das Ergebnis, zumindest in der medialen Rezeption: Die Presse schreibt als Titel “ Hohe Zustimmung der Muslimbruderschaft”, die ZIB erkennt eine Gefahr und wirft die Frage auf, wie die Muslime in Österreich geändert werden könnten. Dass einer der Studienverfasser inzwischen in der Dokumentationsstelle Politischer Islam beschäftigt wird, wirkt nicht gerade vertrauenerweckend, was die Ergebnisoffenheit des Forschens betrifft.

Wir Muslime Österreichs sind langsam müde, solchen Wissenschaftlern die Selbstverständlichkeiten einer wissenschaftlichen Arbeit erklären zu müssen. Die Fragestellung und die Art wie diese gestellt wird, birgt mehr als die halbe Antwort: Bei der Frage in dieser Studie: “Sind die Gesetze Österreichs zu befolgen, wenn sie dem Koran widersprächen” würden sehr viele Muslime, insbesondere junge Leute verstehen: Wenn ein Gesetz mich zwingen würde, Alkohol zu trinken oder Schweinefleisch zu essen oder mir verbietet mein Gebet zu verrichten, dann würde ich trotzdem keinen Alkohol trinken und kein Schweinefleisch essen, und ich würde trotzdem weiterhin beten. Dass so etwas in Österreich wo Religionsfreiheit in der Verfassung verankert ist, nicht passieren kann, wird in solchen Fragen gar nicht angedeutet. Es werden abstrakte und missverständliche Fragen so gestellt, dass man sich nicht wundern muss, was dabei herauskommt.

Wenn die Absicht darin liegt, die Sicherheit des demokratischen Rechtsstaats zu stärken, so muss konstatiert werden, dass hier eher gesellschaftliche Spaltung droht. Das ohnehin bestehende Misstrauen gegen Islam/Muslime findet auch noch scheinbare Bestätigung. Diese Kritik soll nicht heißen, dass Studien zu gesellschaftspolitischen Einstellungen generell abgelehnt werden. Wir brauchen sie – gerade in Zeiten, wo Demokratie von rechtspopulistischen Autoritätsgläubigen zunehmend bedroht wird. Das jeweilige Design erfordert aber Gespür für die beforschte Gruppe, um in die Irre leitende Fragen, die mehr aus den eigenen Projektionen auf die Gruppe entstanden sind, zu vermeiden. Nachher zahlen wir als Steuerzahler einen Unfug, der letztlich unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet und Hetzern und Angstmachern noch in die Hände spielt – die häufig längst von einem „starken Führer“ träumen und unseren Rechtstaat unterwandern wollen.

 

Tarafa Baghajati, Obmann der IMÖ, Initiative muslimischer Österreicher-innen

 

 

 

 

 

 

 

 

Datum: 
Sunday, 7 May, 2023