"Entspannter Umgang" mit dem Kreuz
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"Zu schwach" für religiöse Symbole in Kindergarten und Klassenzimmer? derStandard.at fragte Religionsvertreterinnen, Pädagoginnen und Schüler nach ihrer Meinung
Kreuz oder nicht Kreuz: Linzer PolitikerInnen streiten derzeit über das Kruzifix an Kindergärten. Eigentlich gesetzlich im Kinderbetreuungsgesetz geregelt, hält es die SPÖ nicht für notwendig, das religiöse Symbol an den Wänden anzubringen. Das stößt der ÖVP bitter auf.
Mögliche Provokation
Pflicht ist das Kreuz in Oberösterreichs Kindergärten nur, wenn die Mehrheit der Kinder einem christlichen Glaubensbekenntnis angehören. Dieselbe Regelung findet sich im niederösterreichischen Kindergartengesetz.. In Tirol, Burgenland und Salzburg müssen unabhängig von der Religionsmehrheit Kruzifixe aufgehängt werden. Die Länder Vorarlberg Steiermark, Kärnten und Wien machen über religiöse Symbole im Kindergarten keine Angabe.
Für Heidemarie Lex-Nalis von der Plattform Educare, einer Vertretung von KindergartenpädagogInnen ist das der richtige Weg: "Eine gesetzliche Festlegung ist nicht mehr zeitgemäß", sagt sie im Gespräch mit derStandard.at. Trotzdem findet sie, dass das Kreuz zur österreichischen Kultur gehört und deshalb in Bildungseinrichtungen auch gerechtfertigt ist. "Wenn aber die Mehrheit der Kinder einer nicht-christlichen Religion angehören, dann muss man schon fragen, ob das noch angebracht ist", so Lex-Nalis. Da könnte das Kreuz an der Wand sogar "eine Provokation von andersgläubigen Eltern und Kindern" sein.
Vielfalt sichtbar machen
Carla Amina Baghajati, Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich sieht das jedoch gelassen: "Die katholische Prägung hierzulande ist eine Tatsache. Damit haben auch muslimische Eltern kein Problem". Sie ist für einen entspannten Umgang mit dem Thema. Es gehe ihr darum, die Vielfalt in unserer Gesellschaft sichtbar zu machen, und das Kreuz an der Wand trage auch dazu bei.
Und wie kann der islamische Glaube in den Kindergärten sichtbar gemacht werden? „Im Islam gibt es im Vergleich zum Christentum kaum religiöse Symbole. Aber als Zeichen könnte man zum Beispiel einen Koranverb in Kalligrafie an der Wand anbringen", schlägt Baghajati vor. Für sie sei das jedoch kein Muss, aber "eine schöne Geste".
Privatsache Religion
Die AuslöserInnen der Diskussion um die Kruzifixe sind für Elisabeth Maurer, Fachinspektorin für Religion des Wiener Stadtschulrats, nicht Angehörige "anderer" Religionen, sondern jene, die gar keinen religiösen Glauben haben: "Da frage ich mich: sind die zu schwach dafür?"
Für sie hat das Kreuz einen unumstrittenen Fixplatz im Klassenzimmer - und auch im Kindergarten. In ihrer Zeit als Religionslehrerin waren religiöse Symbole in der Schule zwar hin und wieder ein Thema, aber: "Es stört die LehrerInnen kaum, und auch nicht die SchülerInnen oder Eltern."
Das sieht Klaus Baumgartner, Vorsitzender der Aktion Kritischer SchülerInnen (AKS) ganz anders: "Für SchülerInnen ohne christlichem Glaubensbekenntnis ist es unangenehm, wenn ihnen ein religiöses Symbol vor Augen gehalten wird", meint er gegenüber derStandard.at. Religion sei Privatsache und habe deshalb an Schulen nichts zu suchen.
Matthias Hansy, Bundesobmann der Schülerunion, versteht zwar die Diskussion, hat gegen das Kruzifix in der Klasse aber "nichts einzuwenden, weil es ja österreichische Kultur ist".
(lis,derStandard.at, 3.11.2008)