Amina Baghajati in der WZ: Mit Kopftuch ist der Job "eben schon vergeben"

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Friday, 8 February, 2013
Amina Baghajati in der WZ: Mit Kopftuch ist der Job "eben schon vergeben"

Die Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft im Interview

"Wiener Zeitung": Muslimische Frauen mit Kopftuch sind oft dem Vorwurf ausgesetzt, sie würden unter sich bleiben und es sei schwierig, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Inwiefern stimmt das?

Carla Amina Baghajati: Mag sein, dass manche Frauen tatsächlich eher scheu sind und wenig neugierig, Kontakte außerhalb des eigenen Kreises aufzunehmen - aber ist das umgekehrt nicht genauso? Jedenfalls ist bemerkenswert, wie oft muslimische Frauen untereinander darüber reden, dass in Österreich gelebte Nachbarschaft längst nicht den Stellenwert habe, wie sie es aus der alten Heimat gewohnt seien. "Kalt" ginge es zu und es sei nicht leicht, Kontakte aufzubauen. Wenn also "Alteingesessene" wie "Neue" die gleiche Kritik haben, liegt darin auch ein Stück Hoffnung: Denn wenn sich eigentlich beide "Seiten" einig darin sind, dass es mehr soziale Kontakte zwischen Menschen verschiedener Herkunft brauche, ist das schon ein gemeinsamer Ansatz, auf dem sich aufbauen lässt.

Warum kommt kein Kontakt zustande?

Viele aktuelle Herausforderungen werden auf Minderheiten, hier "die Muslime" oder "die Türken" projiziert. Dazu gehört auch, dass viele Menschen bedauern, dass in dieser schnelllebigen und von neuen Medien bestimmten Zeit der gute alte Plausch an der Haustür oder beim Einkaufen, beim Abholen der Kinder, verloren gegangen sei. Ehe man also ein "Ausländerproblem" daraus macht, würde es sich lohnen, einmal nachzudenken, wie sich auch allgemein die Qualität sozialer Beziehungen im Alltag verändert.

Es ist also kein Ausländerproblem?

Immer wieder erleben muslimische Frauen - gerade wenn sie "sichtbar" unterwegs sind - Diskriminierungen. Neulich gelangte ein Vorfall in Innsbruck in die Medien, wo eine Frau sogar tätlich angegriffen wurde. Was hier zusätzlich schockierte: Kein Augenzeuge griff ein - das ist hoffentlich eine traurige, aber auch ernst zu nehmende Ausnahme. Jedenfalls gibt es bei uns viele dokumentierte Fälle, wo Frauen angepöbelt wurden, aber daraufhin auch Solidarität erfuhren. An einem der letzten Herbsttage ist mir selbst so etwas passiert: Im Stadtpark saß ich auf einer Bank, als eine Radfahrerin vor mir stoppte und mich zu beschimpfen begann. Ehe ich noch etwas sagen konnte, hatten andere Personen schon ihre Stimme erhoben und dieses Benehmen scharf zurückgewiesen. Es ergab sich sogar noch ein nettes Gespräch mit einigen dieser Menschen.

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