Islam "keine Religion der Gewalt"
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Wien - Ist der Islam eine Religion, die "Gewalt zur Pflicht" macht? Bei einer Diskussion vor dem Hintergrund des Streits um die Mohammed-Karikaturen wiesen Moslem-Vertreter in der ORF-Sendung "offen gesagt" Sonntag Abend diese vom Islam-kritischen deutschen Orientalisten Hans-Peter Raddatz vertretene These zurück. Carla Amina Baghajati, Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, erklärte, sie wehre sich gegen derartige "Vereinfachungen".
Raddatz kritisierte, dass im Westen "ideologieähnliche Tendenzen" bestünden, die Moslems gewissermaßen unter eine "Schutzhülle" zu stellen und Zweifel an negativen Aspekten des Islam zu vermeiden. Der Islam sei keine Religion an sich, sondern ein rigides Rechts- und Politsystem. Dessen Endpunkt mache die Gewalt zur Pflicht: Die Rechtsordnung, die Scharia, müsse demnach mit dem Herzen, der Propaganda und letztlich auch "mit der Hand" durchgesetzt werden.
Zivilcourage
Baghajati wies die Darstellung von Raddatz zurück und betonte, die von diesem zitierte Hadith (Überlieferung der Aussprüche des Propheten Mohammed) sei vielmehr eine Aufforderung zur Zivilcourage. In Zusammenhang mit dem Karikaturen-Streit meinte sie, die Macher dieser "bewussten Provokation" wollten einen Kulturkampf provozieren. Baghajati lobte zudem die Dialogkultur zwischen Moslems und Regierung in Österreich und fügte hinzu, die moslemische Glaubensgemeinschaft sei nicht homogen.
"Doppelte Standards"
Der deutsch-iranische Autor Navid Kermani bezeichnete die Thesen von Raddatz eine "Unterstellung" und verwahrte sich dagegen, dass man sich im Westen als Moslem immer rechtfertigen und als Gegner von Gewalt bezeichnen müsse. Dem Westen warf er "doppelte Standards" im Umgang mit der islamischen Welt vor.
Der Religionsexperte Richard Potz meinte, Christen würden sich schwerer als Moslems tun, Aufrufe zur Gewalt unter Berufung auf die Offenbarung zu befolgen. Die Struktur des Dialogs mit den Moslems in Österreich nannte Potz vorbildlich.
Der Journalist und "Falter"-Chefredakteur Armin Thurnherr wies auf die "kolonialistische Beziehung" des Westens zum Islam hin, warnte zugleich aber unter Hinweis auf den Mord an dem Filmemacher Theo van Gogh vor einer von Islamisten ausgehenden Atmosphäre der Bedrohung.