Kleine Minderheit: Schwarze, die zu Allah beten
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Rund 1500 Muslime mit schwarzer Hautfarbe leben in Österreich. Probleme mit Nachbarn kennen sie nicht. Groß ist sie nicht, die muslimisch-afrikanische Community, aber „aktiv und gut vernetzt“.
Wo ein islamisches Gebetshaus ist, ist heftiger Protest mitunter nicht weit. Jüngstes Beispiel: die Bürgerinitiative Rappgasse, die vergangenen Freitag gegen ein neues islamisches Zentrum im 21. Bezirk demonstrierte. Doch es gibt auch viele Gebetshäuser, die keinen Gegenwind spüren. Eine davon ist die AR Rasheed Moschee im 20.Bezirk. Wie in den meisten islamischen Gebetshäusern wird hier im Keller eines Wohnhauses gebetet. Allerdings sind in diesem Keller hauptsächlich schwarze Muslime anzutreffen.
Hier beschwere sich die Nachbarschaft aber nicht, sagt Moshood Abas, Generalsekretär des Nigerian Islamic Forums, das das Gebetshaus im Jahr 2003 gründete. „Wir sind schwarz, aber wir sind hier nicht aufgefallen.“ Das liege wohl auch daran, dass die schwarzen Muslime keine allzu große Gruppe seien.
Weniger beschaulich geht es rund um das Islamische Zentrum in der Dammstraße zu, das lediglich fünf Minuten Fußmarsch entfernt ist. Dort hat sich die Bürgerinitiative „Moschee ade“ formiert, die seit Jahren gegen den Ausbau des Zentrums kämpft. Dieser Kampf gelte jedoch weniger dem Islam, meint Abas. Der Ärger richte sich wohl eher gegen die Betreiber, den türkischen Verband Atib.
„Dialog statt Protest“
Die Befürchtungen der Anrainer wie Parkplatznot, Lärmbelästigung und die Entwicklung einer Art Parallelgesellschaft kann er zwar nachvollziehen, „aber mit so einem Tamtam kann man eine Parallelgesellschaft nicht verhindern. Das geht über Dialog, nicht mit Protest.“
Mit Dialog versucht es Moshood Abas auch bei den herumlaufenden Kindern, die ihn bei den Vorbereitungen für das Sonntagsgebet unterbrechen. Er saugt den großen Teppich im Raum, in dem später gebetet werden soll – und in dem die Kinder noch spielen. Der Raum kann durch einen Vorhang getrennt werden. Auf der einen Seite beten Frauen, auf der anderen Seite Männer.
Groß ist sie nicht, die muslimisch-afrikanische Community, aber „aktiv und gut vernetzt“, sagt Carla Amina Baghajati, Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Konkret ist laut Statistik Austria die Rede von rund 12.000 Menschen. Die meisten Muslime afrikanischer Herkunft kommen aus Nordafrika. Nur rund 1500 Menschen sind aus Subsahara-Afrika. Die meisten stammen aus dem Sudan (257) und Nigeria (247). Zum Vergleich: Die Zahl aller Muslime in Österreich wird auf 400.000 bis 500.000 geschätzt.
Also warum ein eigenes Gebetshaus? Das liegt an der Sprache, in der die Predigten gehalten werden. Wer etwa erst seit Kurzem in Österreich ist und noch kein Deutsch spricht, brauche Imame, die auch auf Englisch predigen, meint Abas. Das geschieht in der AR Rasheed Moschee. Es wird aber auch auf Deutsch und Arabisch gepredigt. Das ist mit ein Grund, warum gelegentlich auch Türken oder Tschetschenen vorbeikommen, vereinzelt hat man auch Besuch von Indonesiern, Schweizern, Italienern oder Engländern. „Die Moschee gehört eben allen Muslimen.“
So auch der 13-jährigen Asanat Ogunlola, die jeden Samstag mit anderen Kindern und einigen Frauen Koranlesen lernt. Mit dem Kopftuch, das sie im Gebetshaus trägt, sieht man sie sonst nicht. Ob sie später mal eines tragen wird, darüber hat sie sich noch keine Gedanken gemacht. Kopftuch ja, Kopftuch nein? Zu Hause sei das ohnehin kein Thema. Es müsse darum gehen, allen Frauen das Recht zu geben auszuwählen, meint Abas. Wenn sie sich dann aus freien Stücken zum Tragen des Kopftuchs oder der Burka entschieden, vermute man allerorts Zwang.
Ja, es gebe Familien, in denen Töchter oder Frauen gezwungen würden, räumt Moshood Abas ein, aber „abertausende Frauen“ verhüllten sich freiwillig. Ein generelles Verbot von Verschleierungen hält Abas deshalb für Ungleichbehandlung: „Es gibt kein Gesetz, das es Frauen verbietet, sich halb nackt anzuziehen.“ Bauchfrei und mit einem kurzen Rock, „wo der ganze Frauenbereich offen ist“, fügt er kopfschüttelnd hinzu.
„Frauen sind etwas Besonderes“
Frauen sehe man im Islam nicht als sexuelles Objekt, sondern als etwas Besonderes. Ihre Aufgaben lägen vornehmlich in der Kindererziehung. Arbeiten sei zweitrangig. Was für die einen erzkonservativ klingt, stufen andere als typisch islamisch ein. Letzteres sei das, laut Abas, sicherlich nicht: Es gebe nämlich auch christliche Frauen, die diese Werte haben. „Jetzt wird's aber Zeit“, sagt er. Das Gebet hat schon begonnen. Er zieht seine Schuhe aus und verschwindet im Gebetsraum.