Vorzugsstimmen: Al-Rawi und Yimaz stark
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Strache erhielt in Wien die meisten Vorzugsstimmen. Aber auch Schüssel und türkische Kandidaten waren stark.
WIEN. Der Titelverteidiger hat gesiegt. FP-Chef Heinz-Christian Strache räumte bei der Nationalratswahl wieder die meisten Vorzugsstimmen in Wien ab. Das stand am Montag bereits fest, während noch die allerletzten Wahlkarten ausgezählt wurden.
Die Sympathie-Bekundung der Wähler in Form von Vorzugsstimmen zeigt auch überraschende Ergebnisse. Obwohl die Grünen in Wien deutlich an Stimmen verloren haben, kommt Ex-Bundessprecher Alexander Van der Bellen mit 10.313 Vorzugsstimmen auf Platz zwei; knapp vor einem weiteren „Ex“: Wolfgang Schüssel, künftiger Ex-Klubchef der ÖVP, konnte mit 9269 Vorzugsstimmen Platz drei in Wien erobern. Die Leistung Schüssels ist deshalb bemerkenswert, weil er nur in seinem Wahlkreis (Hietzing, Penzing, Rudolfsheim, Liesing) kandidierte, nicht wie Strache und Van der Bellen zusätzlich auf der Landesliste, und trotzdem Platz drei in der Vorzugsstimmen-Gesamtwertung belegen.
Anders sieht es aus, wenn nur die Vorzugsstimmen der Landesliste betrachtet werden. Hier schlägt SP-Chef Werner Faymann Strache etwas überraschend um 116 Stimmen (5606 Vorzugsstimmen). Auf den „Gesamtsieg“ hatte Faymann keine Chance, da er nur auf der Landesliste, und nicht in einem Bezirk kandidiert hatte. Hinter Faymann und Strache lauert eine weitere Überraschung: Omar Al-Rawi eroberte den dritten Platz. Der SP-Mandatar ist Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft und in der Community fest verankert; was diese bei der Wahl zum Ausdruck gebracht hatte. Damit schlägt Al-Rawi prominente Gegner wie Wissenschaftsminister und Wiens VP-Chef Johannes Hahn, Eva Glawischnig und Alexander Van der Bellen (beide Grüne).
Was noch auffällt: Nurten Yilmaz, SP-Kandidatin mit türkischen Wurzeln, erreicht in ihrem Wahlkreis fast doppelt so viele Vorzugsstimmen wie die dortige FP-Spitzenkandidatin Dagmar Belakowitsch-Jenewein. Insgesamt kommt die Austro-Türkin auf respektable 2533 Vorzugsstimmen. Für den Einzug in den Nationalrat war das aber zu wenig. Die zweiten Migranten-Vertreterin Alev Korun dagegen hatte bereits im Vorfeld ein fixes Ticket der Grünen und zieht in den Nationalrat ein. Sie erreichte 1599 Vorzugsstimmen.
Detail am Rand: die nichtamtsführende VP-Stadträtin Katharina Cortolezis-Schlager, die über eine hohe Bekanntheit in ihrer Partei verfügt, unterlag in ihrem Bezirk bei den Vorzugsstimmen VP-Gemeinderat Wolfgang Aigner. Cortolezis-Schlager wurde auch von Adi Hasch überholt, dem hemdsärmeligen Leopoldstädter Vizebezirksvorsteher der Grünen.
Auf einen Blick
Die letzten Wahlkarten wurden am Montag ausgezählt, womit die Zahl der Vorzugsstimmen feststeht. Eine hohe Zahl an Vorzugsstimmen bedeutet nicht nur ein gutes Partei-Image, sondern zeigt, ob ein Politiker bei den Menschen in seinem Wahlkreis gut verankert ist; was sich automatisch auf dessen Einfluss in der Partei auswirkt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2008)